ROM (dpa-AFX) - Auf der Suche nach einer neuen Regierung für Italien hat der frühere Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die zweite Runde der Sondierungsgespräche begonnen. Am Montag traf sich der Ökonom mit den Splitterparteien des Parlaments. Draghi habe durchblicken lassen, dass sich eine mögliche Regierung unter ihm unter anderem auf den Gesundheitssektor und die Impfkampagne fokussieren würde, sagten Vertreter der Kleinparteien im Anschluss an ihre Termine mit dem 73-Jährigen. Es sei dabei auch um Investitionen und die Europa-Politik sowie die eigenen Ziele der Parteien gegangen.
Am Nachmittag kündigte die Fünf-Sterne-Bewegung auf ihrer Internetseite an, von Mittwoch bis Donnerstag per Online-Votum über die Unterstützung einer Regierung unter Draghis Führung abstimmen zu lassen. Die populistische Partei war bis zuletzt an der Regierung des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte beteiligt gewesen. "Dies ist der Moment, auf das Leid der Menschen zu blicken und sich auf das Wohl des Landes zu konzentrieren", sagte Conte am Montag.
Die Sterne sind die stärkste Kraft im Parlament, weshalb ihre Stimmen für Draghi wichtig wären. Allerdings ist die Partei intern zerstritten in der Frage, ob sie mit Draghi kooperieren soll. Für den langjährigen EZB-Banker stehen am Dienstag Treffen mit den Sternen und allen weiteren großen Parteien an. Viele haben ihm bereits ihre Unterstützung zugesagt. Für den gebürtigen Römer kommt es darauf an, mit seinem Kabinett in beiden Parlamentskammern das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen.
Mitte Januar hatte die Partei Italia Viva von Ex-Regierungschef Matteo Renzi mit ihrem Austritt aus dem Kabinett das Mitte-Links-Bündnis unter Conte zu Fall gebracht. Conte trat wenige Tage später zurück. Nachdem Sondierungen für eine Neuauflage der alten Regierung scheiterten, betraute Staatschef Sergio Mattarella Draghi mit der Bildung eines Kabinetts./jon/DP/nas