ATHEN (dpa-AFX) - Der griechische Gesundheitsminister Vassilis Kikilias will für den Großraum Athen kurzfristig einen vollständigen Lockdown verhängen, wenn die Corona-Zahlen am Dienstag weiter steigen. Es könne sich um einen Lockdown wie im vergangenen März handeln, sagte er am Dienstagmorgen dem griechischen Fernsehsender Open TV. Damals war so gut wie alles außer Supermärkten, Apotheken und Tankstellen geschlossen worden.
Das Gesundheitssystem sei stark unter Druck und die Analysen zeigten, dass Griechenland in die dritte Welle der Pandemie eintrete, sagte Kikilias dem Sender. Im Großraum Athen, der Region Attika, seien bereits 70 Prozent der Intensivbetten belegt, jeden Tag gebe es weitere Einweisungen. Dazu, wie lange ein neuerlicher harter Lockdown andauern müsste, äußerte Kikilias sich nicht.
Am Dienstagmittag sollte der Corona-Krisenstab der Regierung zusammentreten, am frühen Abend die Entscheidung bekanntgegeben werden. In griechischen Medien wurde gemutmaßt, dass der komplette Lockdown sogar schon ab Mittwoch und für mindestens zwei Wochen verfügt werden könnte.
Attika ist mit rund 4 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Gegend in Griechenland. Im Moment sind dort Geschäfte, aber auch Kindergärten, Grundschulen und die Mittelstufe in Betrieb. Seit der Öffnung der Kindergärten und Grundschulen Mitte Januar habe die Zahl der Coronafälle bei Kindern bis zu neun Jahren um 11 Prozent zugenommen, sagte Kikilias.
Die Zahl der Neuinfektionen bleibt dabei in Griechenland mit seinen rund 11 Millionen Einwohnern weiterhin niedrig: Am Montag informierte die Gesundheitsbehörde über 638 neue Fälle binnen 24 Stunden. Allerdings wird am Wochenende weniger getestet; auch werden zunehmend Fälle von Corona-Mutanten registriert. Zudem ist das griechische Gesundheitssystem nach der jahrelangen schweren Finanzkrise des Landes ohnehin nicht besonders gut aufgestellt. Die Regierung hatte deshalb von Beginn der Pandemie an im Vergleich zu anderen EU-Staaten einen verhältnismäßig harten Kurs gefahren./axa/DP/jha