
DJ Handel reagiert mit bitterer Kritik auf Corona-Beschlüsse
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat mit heftiger Kritik auf die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie reagiert und der Politik "einen klaren Wortbruch" vorgeworfen. "Das Versprechen eines Konzeptes für eine sichere sowie faire Öffnungsstrategie und damit für einen transparenten Plan zum Wiederhochfahren der Wirtschaft wurde leichtfertig gebrochen", erklärte der Verband bei seiner Jahrespressekonferenz. Viele Einzelhändler bringe das in eine ausweglose Lage.
So gäben in einer aktuellen HDE-Umfrage mehr als die Hälfte der vom Lockdown betroffenen Einzelhändler an, ohne weitere staatliche Unterstützung das laufende Jahr nicht überstehen zu können. Deshalb fordere der HDE Anpassungen bei den Überbrückungshilfen. "Die Corona-Beschlüsse werden der Realität im Einzelhandel nicht gerecht. Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht und bleibt in dieser für uns alle dramatischen Situation den vor Wochen versprochenen Plan zum Ausstieg aus dem Lockdown schuldig", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Dieser Umgang mit den rund 200.000 vom Lockdown betroffenen Handelsunternehmen sei "unangemessen und unverständlich". Die Branche habe mit ihren funktionierenden Hygienekonzepten nachweislich dafür gesorgt, dass der Einkauf auch in Pandemiezeiten sicher sei. Zudem sehe der HDE mit der neuen Festlegung der Inzidenzzahl von 35 für eine Wiedereröffnung der Geschäfte keine nachvollziehbare Basis. Der Handel fordere auch bereits bei höheren Zahlen abgestufte Verfahren, bei denen beispielsweise Öffnungen mit strengeren Hygienevorgaben oder auch der Einkauf mit vorheriger Terminvereinbarung möglich sein sollten.
"Die Händler sind im Lockdown gefangen und die Politik nimmt dies in Kauf", beklagte Genth. Pro geschlossenem Verkaufstag verlören die Einzelhändler Umsätze in Höhe von rund 700 Millionen Euro. "Für kleinere Händler muss die Möglichkeit zur Auszahlung eines Unternehmerlohns geschaffen werden, und auch größere Handelsunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 750 Millionen Euro müssen die Unterstützung bekommen", forderte Genth zu den Überbrückungshilfen. Zudem müssten die Abschreibungsmöglichkeiten für die unverkäufliche Ware vereinfacht und auf die komplette Saisonware bezogen werden.
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February 11, 2021 04:31 ET (09:31 GMT)
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