DJ Bundesbank-Präsident Weidmann erwartet deutlichen Anstieg der Inflation
AUGSBURG (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erwartet durch den Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz und die neue CO2-Steuer einen kräftigen Anstieg der Inflation in diesem Jahr. "Aus heutiger Sicht dürfte die Inflationsrate gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex in Deutschland zum Jahresende hin über drei Prozent liegen", sagte Weidmann der "Augsburger Allgemeinen" (Freitagausgabe).
"Umstritten ist aber, wie sich der in Corona-Zeiten erzwungene Konsumverzicht nach der Pandemie auswirkt", sagte Weidmann weiter. Es komme beispielsweise darauf an, ob Gastwirte oder Reiseveranstalter die Preise anheben. Der starke Inflationsanstieg könne angesichts der Sondereffekte vorübergehend sein. "Aber eines ist klar: Die Inflationsrate bleibt nicht auf Dauer so niedrig wie im vergangenen Jahr", betonte Weidmann.
Die Geldpolitik der Europäische Zentralbank sei jedoch weiter von der Pandemie geprägt. "Die Geldpolitik wird die Zügel straffen, wenn es der Preisausblick erfordert", sagte Weidmann. "Momentan geht es jedoch darum, die Folgen der Pandemie zu bekämpfen, daher ist die Geldpolitik noch einmal expansiver geworden". "Aber wenn im Euro-Raum die Inflationsraten steigen, werden wir auch wieder über die grundlegende Ausrichtung der Geldpolitik diskutieren", so Weidmann.
Angst vor historischer Insolvenzwelle für übertrieben
Der Bundesbanker erwartet, dass die Zahl der Insolvenzen in Folge der Corona-Pandemie trotz einem deutlichen Anstieg unter dem Stand andere Krisenjahre bleiben wird. "Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte weit unter ihrem historischen Höchststand bleiben". Dazu trage auch bei, dass die Bundesregierung mit vielen Maßnahmen die Firmen stütze.
"Der Wirtschaftseinbruch wird sich erst in den kommenden Quartalen in den Insolvenzzahlen niederschlagen", fügte Weidmann hinzu. "Sie werden zwar deutlich steigen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus."
Des weiteren warnte Weidmann vor einer längerfristigen Aussetzung der Schuldenbremse bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Krise. "Deutschland ist mit der Schuldenbremse gut gefahren". Bei einer Diskussion um die Bewältigung der Pandemiekosten dürfe nicht untergehen, "dass uns die Schuldenbremse geholfen hat, in guten Zeiten die Staatsfinanzen solide aufzustellen", betonte der Bundesbank-Präsident.
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February 11, 2021 22:00 ET (03:00 GMT)
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