DJ IW: Zurückhaltung in Tarifverhandlungen wäre weiter angemessen
BERLIN (Dow Jones)--Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fordert von den Gewerkschaften angesichts der anhaltenden Corona-Krise auch für dieses Jahr maßvolle Lohnforderungen in den anstehendend Tarifverhandlungen. "Gewerkschaften wie die IG Metall spekulieren darauf, dass sich die Konjunktur erholt und treten offensiver auf als vor der Pandemie. Zurückhaltung wäre angemessener", so das IW.
Denn die Corona-Pandemie treffe die Unternehmen nach wie vor hart. Der Lockdown sei erneut verlängert worden, und die Grenzschließungen könnten Wertschöpfungsketten unterbrechen und Bänder stillstehen lassen. Daher sei ein Ende der Krise derzeit nicht absehbar. Umso wichtiger wäre es, auch tarifpolitisch wieder einen Gang zurück zu schalten, betonte IW-Tarifexperte Hagen Lesch.
Im vergangenen Jahr seien die Tarifkonflikte so wenig eskaliert wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 2005, mit Ausnahme des Öffentlichen Dienstes. Selbst in Branchen, in denen üblicherweise hart verhandelt wird, blieb es ruhig - beispielsweise in der Metall- und Elektro-Industrie, betonte das IW.
Allerdings sei nicht absehbar, dass es bei dieser Ruhe auch in diesem Jahr bleibe. Denn besonders die IG Metall bringe sich offensiv in Position, so das IW. Ende Februar ende die Friedenspflicht in der Metall- und Elektrobranche. Wenn bis dahin die Verhandlungen nicht abgeschlossen seien, soll es bundesweite Aktionstage geben. Ähnlich deutlich sei die Sprache bei Verhandlungen in der Textilindustrie sowie der Eisen- und Stahlindustrie, monierte das IW.
"Die Krise zieht weitere Kreise. Die Gewerkschaften wären gut beraten, jetzt weiter Maß zu halten und die wirtschaftliche Entwicklung realistischer einzuschätzen", erklärte Lesch.
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February 15, 2021 03:54 ET (08:54 GMT)
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