DJ Deutsche sehnen sich in Corona-Pandemie nach mehr Digitalisierung
BERLIN (Dow Jones)--Im Kampf gegen das Coronavirus wünschen sich die Deutschen einen stärkeren Einsatz digitaler Technologien. Eine Umfrage des Digitalverband Bitkom ergab, dass zwei Drittel einen digitalen Impfpass nutzen wollen und 85 Prozent sich mehr Funktionen für die Corona-Warn-App wünschen. Insgesamt offenbare die Corona-Pandemie die digitalen Defizite Deutschlands, durch die die Organisation der Impftermine erschwert werden.
"Die Ausbreitung des Corona-Virus können wir nicht mit Fax, Bleistift und überlasteten Telefonhotlines verhindern, sondern mit Datenplattformen, einer bundesweit einheitlichen digitalen Organisation von Impfterminen und einer Corona-Warn-App, deren Potentiale besser ausgeschöpft werden", erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg
Nach Ansicht vieler Bundesbürger laufen insbesondere die Impfaktivitäten nicht schnell genug. So sagen 85 Prozent der mehr als 1.000 Menschen in Deutschland Befragten ab 16 Jahren, es sei mehr Tempo bei der Impfung in Deutschland nötig. 75 Prozent empfinden die Organisation rund um die Corona-Impfungen als chaotisch. Gleichzeitig wünscht sich mehr als jeder Zweite (56 Prozent), dass die Corona-Warn-App um einen digitalen Impfpass erweitert wird. Nahezu drei von vier Befragten wollen sich voraussichtlich gegen das Coronavirus impfen lassen.
Der für 2022 geplante digitale Impfpass stößt bei den Menschen in Deutschland bereits jetzt auf großes Interesse. 64 Prozent würden ihn etwa per Smartphone-App anstelle des gelben Impfpasses aus Papier nutzen. Die Mehrheit von 60 Prozent derjenigen, die nicht am digitalen Impfpass interessiert sind, sorgt sich allerdings um den Datenschutz.
Insgesamt zeigte sich beim Datenschutz die deutsche Bevölkerung in der Umfrage gespalten. Während 59 Prozent meinen, der Datenschutz erschwere die Bekämpfung der Pandemie begrüßen 43 Prozent, dass der Datenschutz auch in dieser besonderen Zeit nicht gelockert wird. Dabei stimmen 10 Prozent der Menschen beiden Aussagen zu - sie sehen den Datenschutz also als Hemmschuh der Pandemiebekämpfung, nehmen dies aber bewusst in Kauf.
"Viele Menschen sind in Fragen des Datenschutzes zutiefst verunsichert. Dazu haben immer wiederkehrende Datenskandale beigetragen, dazu trägt aber auch die permanente Panikmache wegen rein theoretischer Risiken bei", sagte Berg und forderte eine Versachlichung der Debatte und eine neue Balance von Grundwerten. "Wir müssen die Daten der Menschen schützen, wir müssen aber auch ihre Gesundheit schützen."
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February 23, 2021 03:30 ET (08:30 GMT)
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