DJ Bafin könnte Lebensversicherern Neugeschäft untersagen
FRANKFURT (Dow Jones)--Einige Lebensversicherer in Deutschland könnten nach Einschätzung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in Zukunft zu wenig Kapital haben, um die Solvenzanforderungen zu erfüllen. Laut einem Bericht der Börsen-Zeitung fürchtet die Bafin, dass sich die Lücke bei manchen Unternehmen nicht schließen lässt, bis in einigen Jahren die Übergangsmaßnahmen von Solvency II enden. In letzter Konsequenz könne das dazu führen, dass die Aufsicht Unternehmen das Neugeschäft untersage, erläuterte Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund in einem Interview. "Perspektivisch schließe ich das nicht aus", sagte er.
Die Versicherer leiden unter dem Tiefzins-Umfeld, das von der Pandemie zementiert wird. Im Jahr 2032 laufen die Übergangsmaßnahmen aus, die den Lebensversicherern in dem seit 2016 geltenden Aufsichtsregime Solvency II temporär Erleichterung bei den benötigten Eigenmitteln verschaffen. Dann, so prognostiziert Grund, könne es für den einen oder anderen Lebensversicherer schwierig werden, die Kapitalanforderungen zu erfüllen. "Ob da jeder in zehn Jahren noch eine Lizenz zum Neugeschäft haben wird, kann ich nicht sagen", so Grund.
Die Aufsicht stützt ihre Erkenntnisse auf eine aktuelle Prognoserechnung der Branche, bei der erstmals auch Solvency-II-Zahlen über die nächsten 15 Jahre erhoben wurden. Grund rechnet auch damit, dass die Zahl der Lebensversicherer steigen wird, die unter intensivierte Aufsicht genommen werden müssen. Bislang trifft das auf rund 20 Unternehmen zu. Weniger Sorgen macht sich die Bafin um die Garantieversprechen der Lebensversicherer. Die Zinszusatzreserve sorge für Stabilität, erläuterte Grund. Für das laufende Jahr werde die Branche voraussichtlich rund 10,4 Milliarden Euro für diesen Puffer aufbringen müssen, im kommenden Jahr geschätzte 9 Milliarden Euro.
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February 24, 2021 01:07 ET (06:07 GMT)
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