DJ DIW: Mietendeckel führt zu sinkenden Preisen und weniger Angeboten
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Mit dem Berliner Mietendeckel sind die Mieten bei den regulierten Wohnungen gefallen, gleichzeitig ist das Angebot an verfügbaren Mietwohnungen auf ein alarmierendes Niveau eingebrochen, so das Ergebnis einer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichten Studie. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Berliner Mietendeckels vor einem Jahr sind die Preise der regulierten Wohnungen im Vergleich zu den unregulierten um rund 11 Prozent gesunken. Allerdings nahm parallel auch das Angebot an annoncierten Mietwohnungen um mehr als die Hälfte ab.
"Die mit dem Mietendeckel einhergehende Angebotsverknappung ist alarmierend, da es dadurch für Menschen, die umziehen müssen, weil sie zum Beispiel neu nach Berlin kommen oder sich familiär vergrößern, viel schwieriger wird als ohnehin schon, eine Wohnung zu finden", befürchtet DIW-Studienautor Konstantin Kholodilin. Dies werde zusätzlich noch dadurch erschwert, dass parallel die Mietpreise im Berliner Umland steigen - in Potsdam sogar um 12 Prozent, haben die Forscher herausgefunden.
Kholodilin hat die Studie gemeinsam mit Ökonomen vom Luxembourg Institute of Socio-Economic Research und der Wirtschaftsuniversität Wien erstellt. "Der Mietendeckel erreicht also nur vordergründig sein Ziel und hat einige unschöne Nebenwirkungen: Das verknappte Angebot in Berlin führt zu steigenden Mieten im gut angebundenen Umland, auf das sich dadurch nicht mehr günstig ausweichen lässt", sagte Sofie Waltl vom LISER und der Wirtschaftsuniversität Wien.
Von den untersuchten Mietinseraten war lediglich ein Viertel tatsächlich konform mit dem Mietendeckel, obwohl schätzungsweise 95 Prozent des gesamten Mietwohnungsmarkts unter den Mietendeckel fällt. Ausgenommen sind lediglich Neubauten ab 2014 und substanziell sanierte Wohnungen, die vorher unbewohnbar waren und leer standen.
Der Mietendeckel ist juristisch umstritten. Das Bundesverfassungsgericht wird in den nächsten Monaten über die deutschlandweit einzigartige Regelung entscheiden, bei der Vermieter bei Bauten bis 2013 maximal 7,97 Euro pro Quadratmeter verlangen dürfen, selbst bei schicken Altbauwohnungen im Prenzlauer Berg. Sollte das Gesetz bestätigt werden, will die SPD ähnliche Regelungen auch deutschlandweit durchsetzen.
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February 24, 2021 04:24 ET (09:24 GMT)
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