DJ HWWI erwartet für 2021 und 2022 Wachstum von jeweils 3,0%
Von Andreas Kißler
HAMBURG (Dow Jones)--Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hat angesichts der Verlängerungen des zweiten Lockdowns seine Prognose zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland für dieses Jahr gesenkt. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung 2020 um 4,9 Prozent sei für 2021 und für 2022 ein Wachstum von jeweils 3,0 Prozent zu erwarten, erklärten die Ökonomen. Im Dezember 2020 hatten sie noch für 2021 mit einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 4,0 Prozent und für 2021 dann aber nur mit einem BIP-Plus von 2,5 Prozent gerechnet.
Nach der teilweisen Erholung nach dem ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres hätten die seit November erneuten sowie mehrfach verlängerten und verschärften Einschränkungen die Wirtschaft im Winterhalbjahr 2020/21 abermals gedämpft. "Mit einer Fortsetzung des Erholungsprozesses ist somit erst nach diesem Frühjahr zu rechnen, wenn Impfungen und wärmeres Wetter die Pandemie eindämmen." Problematisch sei die Situation in Bereichen, die vom aktuellen Lockdown wie schon im ersten am stärksten betroffen sind. Alles in allem werde das preis- und saisonbereinigte BIP im ersten Quartal dieses Jahres nochmals merklich sinken.
Die Inflationsrate habe sich zu Beginn dieses Jahres infolge der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer und der neu eingeführten CO2-Abgabe zwar merklich erhöht, dies bedeute aber noch keinen inflationären Prozess. Insgesamt erwarten die Ökonomen eine Teuerung der Verbraucherpreise von 1,8 Prozent im Jahr 2021 und von 1,9 Prozent im Jahr 2022.
Die erwartete Erholung der Wirtschaft habe zudem die Entwicklung am Arbeitsmarkt wieder stabilisiert. Die Zahl der Arbeitslosen wird nach der Prognose auf 2,63 Millionen in diesem und 2,39 Millionen im nächsten Jahr sinken, was einer Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent 2021 und 5,0 Prozent 2022 entspricht.
Die privaten Konsumausgaben steigen nach der Prognose dieses Jahr um 2,7 Prozent und nächstes um 3,3 Prozent, die Ausrüstungsinvestitionen sollen 2021 um 7,0 Prozent und 2022 um 5,7 Prozent zunehmen. Für die Exporte rechnet das HWWI in diesem Jahr mit einem Zuwachs um 6,2 Prozent und im kommenden um 5,9 Prozent und für die Importe mit einem Plus von 5,3 Prozent und 6,1 Prozent. Der Finanzierungssaldo des Staates soll 2021 auf 3,0 Prozent des BIP und 2022 auf 1,0 Prozent des BIP sinken.
Die gesamte Prognose steht laut HWWI allerdings unter der Prämisse, dass es zu einer nachhaltigen Eindämmung der Pandemie-Entwicklung kommt. Die Aussichten auf eine Lockerung der Einschränkungen durch die Corona-Epidemie im Laufe dieses Jahres seien momentan recht gut. "Neue Mutanten und zunehmender Druck, möglicherweise zu früh zu lockern, bergen allerdings ein - wenn auch bei zunehmenden Impfungen reduziertes - Risiko neuer Rückschläge", warnten die Ökonomen. Auch müsse die Pandemie international unter Kontrolle gebracht werden, um wieder vollkommen freien Waren- und Reiseverkehr zu ermöglichen.
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March 03, 2021 04:09 ET (09:09 GMT)
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