DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
ENERGIE-VERSORGER - Der beschleunigte Atomausstieg schlägt mit zehn Jahren Verzögerung auf den Bundeshaushalt durch. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) muss den Energieversorgern in Deutschland 2,4 Milliarden Euro zum Ausgleich für entgangene Restlaufzeiten und Gewinne zahlen. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Die Überweisung vergrößert das Defizit im Bundeshaushalt. Obwohl Scholz eine Nettokreditaufnahme von fast 180 Milliarden Euro eingeplant hat, kommt er damit nicht mehr hin. Der Minister bereitet schon einen Nachtragshaushalt für dieses Jahr vor. (FAZ)
DIGITALSTEUER - Der Machtwechsel in Washington bringt Bewegung in die jahrelangen Bemühungen um eine globale Digitalsteuer. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte kürzlich den Weg für neue Gespräche frei gemacht. In der EU besteht nun die Hoffnung auf eine baldige Einigung. "Es gibt eine Bereitschaft, bis Juli dieses Jahres eine Einigung zu erreichen. Wir hoffen, dass das gelingt", sagte Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission, jetzt im Interview mit dem Handelsblatt und anderen europäischen Medien. (Handelsblatt)
SCHULDEN - Die Bundesregierung muss in diesem Jahr deutlich mehr Geld als erwartet aufwenden, um die Folgen der Pandemie zu mildern. Weil bereits jetzt, nach nur zwei Monaten, absehbar ist, dass das kalkulierte Geld nicht reichen wird, muss Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) den Bundestag um einen zusätzlichen zweistelligen Milliardenbetrag bitten. Er will dazu Ende März einen Nachtragshaushalt vorlegen, der nach Informationen der Süddeutschen Zeitung rund 35 Milliarden Euro umfassen könnte. Die endgültige Summe wird noch verhandelt, sie hängt auch davon ab, ob ein weiterer Corona-Puffer angelegt werden soll. In der Koalition heißt es, die Summe könne noch steigen. (SZ)
ARMUTSBERICHT - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wird in Kürze den neuen 6. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung vorstellen. Der Entwurf der amtlichen Analyse, der derzeit noch von anderen Ressorts ergänzt wird und der Süddeutschen Zeitung vorliegt, zeigt: Finanziell trifft die Corona-Pandemie vor allem die unteren Einkommensschichten. Von wachsenden Einkommen profitieren vor allem diejenigen, die schon jetzt eher gut oder besser verdienen. Und die Aufstiegschancen in Deutschland bleiben schlecht, wer sich am unteren Rand der Gesellschaft bewegt, hat es schwer, nach oben zu kommen. (SZ)
IMPFEN - Die deutsche Wirtschaft bietet der Bundesregierung ihre Hilfe beim Impfen an. Mehrere Großunternehmen und Verbände schlagen vor, angesichts des bisher langsamen Impftempos in Deutschland mit eigenen Kräften Beschäftigte sowie Familien und zum Teil sogar Nichtmitarbeiter zu impfen. Das erfuhr Welt bei beteiligten Konzernen. Der Vorschlag soll am Freitag Thema bei einem Treffen zwischen Wirtschaft und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Nach Informationen der Beteiligten hat die Bundesregierung darauf zurückhaltend reagiert. (Welt)
CORONA - Die deutsche Wirtschaft hat überwiegend enttäuscht auf die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern reagiert. Vor allem die vom anhaltenden Lockdown besonders betroffenen Branchen Handel, Gastronomie und Tourismus verlieren zunehmend die Geduld. "Der Beschluss von Bund und Ländern ist aus Sicht der Wirtschaft unzureichend", sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE, spricht für seine Branche von einer "Katastrophe". Und Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, nennt die Beschlüsse "inakzeptabel". (Handelsblatt/Börsen-Zeitung)
WIRTSCHAFTSWEISEN - Der Ökonom Lars Feld hat sich verärgert über die Umstände seiner Ablösung als Chef der Wirtschaftsweisen geäußert. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) habe sich gegen eine weitere Amtszeit gesperrt - "übrigens ohne dass das Finanzministerium das Gespräch mit mir gesucht hätte", sagte Feld. "Ich hätte mich über ein solches Gespräch als langjähriges Mitglied seines Beirats gefreut." (Funke Mediengruppe)
CORONA-BESCHLÜSSE - Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat angesichts der massiven Kritik an den jüngsten Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern vor einer Vorverurteilung der Bundesregierung gewarnt. "Da wird schnell etwas hochgekocht auf Basis von Meldungen, die sich im Nachhinein vielleicht als falsch oder übertrieben herausstellen. Ich rate sehr zur Besonnenheit. Aber natürlich wünsche auch ich mir mehr Geschwindigkeit, und da ist sicherlich noch Luft nach oben", sagte Schnitzer. (Rheinische Post)
INFLATION - Ökonomie-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz sieht nach wie vor große Risiken für die Weltwirtschaft. "Die Pandemie hat ganze Wirtschaftszweige verwüstet, insbesondere kleine Unternehmen haben gelitten. Fallen die Rettungspakete zu klein aus, könnten wir enormen und möglicherweise dauerhaften Schaden anrichten", warnt Stiglitz im Handelsblatt-Interview. Das könne "schnell in eine Abwärtsspirale führen". Deshalb sei das 1,9 Billionen Dollar schwere Rettungspaket der neuen US-Regierung genau richtig. Die Europäer machten dagegen viel zu wenig. Inflationsgefahren sieht Stiglitz nicht. "Die Inflationswarner liegen völlig daneben", sagt der Ökonom. (Handelsblatt)
WHO/IMPFPÄSSE - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab. Die für den Sommer angekündigte Einführung sei "wohl unvermeidlich", sagte Europas Regionaldirektor Hans Kluge der Welt. "Aber es ist keine Empfehlung der WHO. Wir verstehen, dass Regierungen mit der politischen Realität konfrontiert sind. Trotzdem gibt es ernste Bedenken." So sei unsicher, wie lang eine Immunität anhält. Auch könne ein Impfstoff "nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern", so Kluge. Nach Ansicht des WHO-Direktors ist die Corona-Pandemie in rund zehn Monaten zu Ende. (Welt)
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March 05, 2021 00:43 ET (05:43 GMT)
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