DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
MERCOSUR - Über kein anderes Freihandelsabkommen der Europäischen Union (EU) wird länger gestritten als über das mit vier südamerikanischen Mercosur-Staaten. Nach 20 Jahren und einem ausgehandelten Vertrag ist die portugiesische Ratspräsidentschaft nun optimistisch, einen Durchbruch bis Ende Juni erreichen zu können. "Als portugiesische Ratspräsidentschaft sind wir zutiefst überzeugt, so schnell wie möglich zu einem Abkommen mit Brasilien, Uruguay, Paraguay und Argentinien zu kommen", sagte der portugiesische Außenminister Augusto Santos Silva. "Wir sind sehr zuversichtlich, das Mercosur-Abkommen bis zum Ende der portugiesischen Ratspräsidenten zum Abschluss zu bringen." Zum 1. Juli übergibt Portugal die EU-Ratspräsidentschaft an Slowenien. (Handelsblatt/SZ)
NORD STREAM 2 - Die Bundesregierung gerät wegen der Ostseepipeline Nord Stream 2, die russisches Gas nach Europa befördern soll, zunehmend unter Druck. Jetzt fordert auch die litauische Premierministerin Ingrida Simonyte einen Stopp des russisch-europäischen Projekts. "Ich bin der Meinung, dass man das Nord-Stream-2-Projekt nicht von der geopolitischen Einflussmöglichkeit des Kremls auf die EU trennen kann", sagte Simonyte dem Handelsblatt. "Die Abhängigkeit der EU und einiger Mitgliedstaaten von einem Land, das kein Rechtsstaat ist, ist ein Problem." Der Kreml versuche "mit allen Mitteln, die EU zu spalten: Wir dürfen das nicht zulassen." (Handelsblatt)
MASKENAFFÄRE - Die Spitze der Unionfraktion zieht aus den Vorfällen rund um die Abgeordneten Nikolas Löbel und Georg Nüßlein Konsequenzen. In einem Schreiben an die Mitglieder der Unionsfraktion nennt der Geschäftsführende Fraktionsvorstand drei Punkte, um die Affäre lückenlos aufzuklären. Das berichtet die Rheinische Post. Es gehe um Aufklärung, außerdem werde sich die Fraktion einen "Verhaltenskodex" geben, "der über das, was rein rechtlich von Mitgliedern des Deutschen Bundestages erwartet wird, deutlich hinausgeht. Wir werden innerhalb unserer Fraktion ein Anforderungs- und Sanktionsregime einführen, das klar definiert, welches Verhalten wir von einem CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten erwarten, welche Nebentätigkeiten mit der Mitgliedschaft in unserer Fraktion vereinbar sind und welche nicht", heißt es in dem Schreiben, das der Rheinischen Post vorliegt. (Rheinische Post/SZ)
SCHNELLTESTS - Die Bundesregierung startet nach Information der Zeitung Welt kurzfristig die Koordinierung der Lieferung von Selbsttests aus bereits gesicherten Beständen an die Bundesländer. Dieses sogenannte Starter-Paket umfasst 10,5 Millionen Selbsttests. Sie sind unter anderem für den Einsatz an Schulen und in Kitas gedacht. In einem Schreiben an die Bundesländer, das der Zeitung vorliegt, bieten die für die "Taskforce Testlogistik" zuständigen Bundesminister Jens Spahn und Andreas Scheuer den Bundesländern an, Selbsttests aus Beständen dieses Starter-Pakets zur Verfügung zu stellen, bis die Bestellungen der Länder eintreffen. Ab Mittwoch dieser Woche sei Roche Diagnostics in der Lage, "bis zu 1,5 Millionen Antigen-Selbsttests täglich auszuliefern", heißt es in dem Schreiben. (Welt)
QUANTENCOMPUTER - Deutschland droht bei der Entwicklung eines Quantencomputers "made in Germany" den Anschluss zu verlieren. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. Demnach gibt es kein deutsches Unternehmen, das einen Quantencomputer baut - im Gegensatz zu den Techriesen Google, Microsoft und IBM. "Im internationalen Vergleich gerät Deutschland immer weiter ins Hintertreffen", sagt Mario Brandenburg, technologiepolitischer Sprecher der FDP. (Handelsblatt)
CYBERCRIME - Die immense Zunahme von Cyberangriffen versetzt die Versicherungsbranche in Unruhe. Etliche Anbieter verlieren in dem einst lukrativen Geschäft inzwischen Geld. Zwar hat das Prämienvolumen wegen zahlreicher Angriffe deutlich zugenommen, doch haben sich die Schadensummen 2020 gegenüber dem Vorjahr fast versechsfacht. Mit insgesamt 363 Millionen Euro verzeichnen deutsche Firmen die höchsten Schäden: Lag der durchschnittliche Schaden eines Cyberangriffs 2019 noch bei 9000 Euro, waren es 2020 bereits 51.200 Euro. (Handelsblatt/FAZ)
RUSSISCHE DESINFORMATION - Russland betreibt nach einem neuen EU-Bericht eine systematische und umfassende Desinformationskampagne gegen Deutschland. "Kein anderer EU-Mitgliedstaat wird so heftig durch Desinformation angegriffen wie Deutschland", heißt es dem Bericht einer Task Force des Auswärtigen Dienstes der EU, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorab vorliegt. Demnach haben die EU-Experten seit 2015 über 700 Fälle gezielter Desinformation aus Russland registriert, die Deutschland betrafen - während Frankreich in rund 300 Fällen das Ziel war, Italien in etwa 170 und Spanien in mindestens 40 Fällen. (FUNKE MEDIENGRUPPE)
BÜROIMMOBILIEN - Die Auswirkungen des Homeoffice-Trends auf den Markt für Büroimmobilien werden nach Einschätzung von DIC-Asset-CEO Sonja Wärntges zu negativ dargestellt. "Es gibt keinen Mangel an Nachfrage", sagt die Vorstandsvorsitzende des Gewerbeimmobilienkonzerns im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Preisrückgänge seien ebenfalls nicht zu beobachten. Wärntges betont, dass DIC Asset im vergangenen Jahr die Vermietungsleistung um 28 Prozent und die Durchschnittsmiete der Vertragsabschlüsse um rund 7 Prozent auf 13,86 Euro je Quadratmeter gesteigert habe. "Auch im Transaktionsmarkt gab es keine Preisrückgänge", versichert die Firmenchefin. Es sei nach wie vor sehr viel Liquidität da, die - mangels Alternativen - in Immobilien fließe, im Wesentlichen Wohnungen und Büros. Logistik sei ebenfalls attraktiv. Die DIC-Chefin verweist auf eine aktuelle Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft, wonach nur 6 Prozent der Unternehmen ihre Bürofläche verringern wollen. (Börsen-Zeitung/FAZ)
MINDESTLOHN - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (beide SPD) wollen für höhere Löhne und eine stärkere Tarifbindung sorgen. Der Mindestlohn soll 2022 auf mindestens zwölf Euro steigen, heißt es in einem Eckpunktepapier der beiden Minister. Das Papier liegt dem Handelsblatt vor. (Handelsblatt/FAZ)
RENTE - Fast ein Drittel der Vollzeitbeschäftigen in Deutschland muss nach 45 Berufsjahren mit einer Rente von weniger als 1.100 Euro netto auskommen. Wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag mitteilte, erzielten rund 6,30 Millionen Vollzeitarbeitnehmer im Jahr 2019 ein Bruttomonatslohn von unter 2.650 Euro. Dies führe nach 45 Arbeitsjahren zu einer Bruttorente in Höhe von unter 1.200 Euro, heißt es in der Antwort, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorlag. (Funke Mediengruppe)
NATO - Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg steht bei seinen Bemühungen um eine deutliche Steigerung der Gemeinschaftsausgaben für Abschreckung und Verteidigung vor dem Scheitern. Etliche Alliierte haben in internen Beratungen des Bündnisses offenbar deutlich gemacht, dass sie nicht bereit sind, so weitreichende Vorschläge zu unterstützen. Die Nato trifft Entscheidungen grundsätzlich nach dem Konsensprinzip. (SZ)
STEUERTRICKS - Nach Recherchen von Tax Justice Network (TJN) gehen der Staatengemeinschaft durch Gewinnverlagerungen und Steuertricksereien großer Konzerne und reicher Bürger Jahr für Jahr umgerechnet rund 360 Milliarden Euro an Einnahmen verloren. Etwa 205 Milliarden davon gehen auf das Konto von Unternehmen, die Gewinne so lange über Staatsgrenzen in Tochter- und Briefkastenfirmen verschieben, bis sie kaum noch oder gar nicht mehr versteuert werden müssen. (SZ)
GRIECHENLAND - In Kürze will Griechenlands Finanzminister Christos Staikouras 3,3 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington überweisen. Es handelt sich dabei um Hilfskredite aus den Jahren der Schuldenkrise, die Athen jetzt vorzeitig zurückzahlen möchte. Damit begleicht Griechenland knapp zwei Drittel seiner noch ausstehenden Schulden beim IWF. Mit der außerplanmäßigen Tilgung will Finanzminister Staikouras die Zinslast senken, das Währungsrisiko mindern und die Schuldentragfähigkeit des Landes verbessern. Trotz der Rückzahlung der IWF-Kredite bleibt Griechenlands Schuldensituation aber prekär. Die Staatsschulden erreichten Ende 2020 einen neuen Rekord. Die Corona-Pandemie wirft das Land beim Schuldenabbau weit zurück. (Handelsblatt)
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March 09, 2021 00:35 ET (05:35 GMT)
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