DJ IAB: Deutsches Arbeitsvolumen sinkt 2020 mit Rekordwert
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Arbeitsvolumen in Deutschland ist im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-Pandemie um 4,7 Prozent auf 59,64 Milliarden Stunden gesunken. Das war der stärkste jemals verzeichnete Rückgang, wie aus der Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. "Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Jahr 2020 sank um mehr als 50 Stunden auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung", erklärte IAB-Abteilungsleiter Enzo Weber.
Im Mittel lag die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen 2020 demnach bei 1.332 Stunden und verringerte sich damit um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbstständige und mithelfende Familienangehörige gingen 2020 durchschnittlich 1.806 Stunden einer Erwerbstätigkeit nach, beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 1.285 Stunden. Die Zahl der Erwerbstätigen sank erstmals seit 16 Jahren, und zwar um 1,1 Prozent, auf einen Jahresdurchschnittswert von 44,8 Millionen Personen.
Der größte Anteil der Arbeitszeitreduktion 2020 beruhte auf der enorm hohen Zahl an Kurzarbeitenden, welche ersten Hochrechnungen zufolge mit 2,9 Millionen Personen die etwa 1,1 Millionen Kurzarbeitenden im Krisenjahr 2009 deutlich überstieg. Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Kurzarbeitereffekt - also der Arbeitsausfall aufgrund der Kurzarbeit je Beschäftigten - auf 40,5 Stunden zu, was einem massiven Anstieg entsprach.
Der Krankenstand lag mit 4,4 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau, was zu einem etwas höheren Arbeitsausfall (plus 2,0 Stunden) führte. Auch der Trend hin zu Nebentätigkeiten hat sich mit einem Rückgang um 100.000 Personen gegenüber 2019 abgeschwächt.
Die Komponente Urlaub und sonstige Freistellungen stieg um 1,4 Tage auf 32,4 Tage. Dies ist insbesondere auf die Zunahme bei den Freistellungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurden weniger bezahlte und unbezahlte Überstunden geleistet. Beschäftigte leisteten 2020 durchschnittlich 19,0 bezahlte und 21,9 unbezahlte Überstunden. "Mit Kurzarbeit, sonstigen Freistellungen und weniger Überstunden konnte ein Großteil des Konjunkturschocks am Arbeitsmarkt abgefangen werden", konstatierte das IAB.
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March 09, 2021 06:48 ET (11:48 GMT)
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