Wenn ich nach längeren Reisen nach Spanien oder Argentinien, um dort interessante "Weinschmankerl" aufzuspüren, wieder in heimatlichen Gefilden lande, werde ich manchmal gefragt, ob ich die Zeit "gut genutzt" hätte. Ich sag dann immer "nein". Wenn dann mein Gegenüber, ob der unerwarteten Antwort, nachbohrt und mich fragt, was ich denn gemacht hätte, ist meine Antwort meistens "nix". Wie ein kleines trotziges Kind, das nicht auf eine vernünftige Art und Weise antworten kann.
Das Nutzen-Denken
Mir sträuben sich alle Nackenhaare, wenn sogar die freie Zeit einem gewissen Nutzen-Denken genügen muß, da sie ansonsten wertlos ist. Ich hab mir dann die Frage gestellt, warum mich das eigentlich stört, denn es ist in unserem Sprach-Chargon doch recht üblich und wer "muß das schöne Wetter nicht ausnutzen", wenn mal die Sonne scheint. Der Ausdruck ist eigentlich am besten, denn es gibt dann sogar die Muß-Pflicht des Ausnutzens; genial.

Bildquellen: argentinienweine.de
Zurück zu meinem Unbehagen; es liegt wohl daran, dass es im Spanischen nur das Wort "usar" für das "benutzen" gibt oder wenn mich ein Mensch "ausnutzt". Aber eben nicht für die schönen Momente im Leben! Sprache ist also verräterisch und wenn sich in einer Sprache kein Wort dafür finden lässt, hängt es natürlich damit zusammen, dass es auch nicht benötigt wird. Also sagen die Spanier gerne, "que disfrutes"; also "genieß es"; und in dieser Welt fühl ich mich geborgen. Das ist Lebensart.
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