DJ IWF äußert sich skeptisch zu Vermögenssteuer
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich skeptisch zur Einführung einer Vermögenssteuer geäußert. "Bevor sie sich neuen Instrumenten zuwenden, sollten die Länder die Schließung von Schlupflöchern, eine progressivere Einkommensbesteuerung und einen stärkeren Rückgriff auf Eigentums- und Erbschaftssteuern in Erwägung ziehen, die nach wie vor zu wenig genutzt werden", schreibt der IWF in seinem Fiscal Monitor.
In dem Bericht weist der IWF auf steigende Schuldenstände infolge der Kosten der Corona-Pandemie hin. Diese betreffen besonders die wohlhabenden Industrieländer, da nur sie und einige Schwellenländer Zugang zu Finanzierung hätten. Industrieländer haben in der Regel hoch entwickelte Steuer- und Abgabensysteme. Vermögenssteuern sind allerdings weniger verbreitet, was vor allem auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung zurückzuführen ist.
In jüngster Zeit hat die zunehmende Vermögenskonzentration erneut den Ruf nach einer Vermögensbesteuerung laut werden lassen. Neben der mechanischen Verringerung der Vermögensungleichheit könnten Vermögenssteuern laut IWF auch die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Kinder aus vermögenden Haushalten ihrerseits quasi automatisch höhere Einkommen erzielen ("intergenerative Mobilität").
Dennoch sprechen laut IWF mehrere Faktoren gegen eine wiederkehrende Vermögensbesteuerung, insbesondere die Schwierigkeiten bei der Bewertung von Vermögenswerten und bei der Erhebung von Informationen Dritter, was die Durchsetzung erschweren kann.
Deutschland hat die Vermögenssteuer vor einiger Zeit abgeschafft. Allerdings befürwortet neben der Linken auch die SPD die Einführung einer solchen Steuer. Sie will die Vermögen von Multimillionären und Milliardären besteuern, "um die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen und die Spaltung unserer Gesellschaft zu stoppen".
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April 07, 2021 08:00 ET (12:00 GMT)
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