DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutscher Auftragseingang steigt - Umsätze sinken
Die deutsche Industrie erfreut sich einer ungebrochen hohen Nachfrage aus dem In- und Ausland, hat aber offenbar zunehmend Probleme, ihre Aufträge abzuarbeiten. Im Februar stiegen die Auftragseingänge zwar gegenüber dem Vormonat um 1,2 (Prognose: 1,0) Prozent, zugleich sanken aber die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe um 1,9 Prozent. Das lässt für die am Freitag anstehenden Produktionszahlen ebenfalls einen Rückgang erwarten und ist kein gutes Omen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal. Zudem könnten die rascher steigenden Corona-Infektionszahlen zu einem noch schärferen Lockdown führen.
Commerzbank: Lieferprobleme bremsen deutsche Industrie
Der Anstieg der Auftragseingänge der deutschen Industrie im Februar zeigt nach Einschätzung von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen, dass es der deutschen Industrie eigentlich gut geht. Allerdings haben die Unternehmen seiner Einschätzung nach derzeit Probleme, die Aufträge auch abzuarbeiten. "Offensichtlich sind die Probleme beim Nachschub von Vorprodukten inzwischen noch gravierender als im Frühjahr des vergangenen Jahres", schreibt Solveen in einem Kommentar.
VDMA: Starke Auftragsdynamik im Februar
Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben im Februar erstmals seit Oktober 2018 eine zweitstellige Zuwachsrate beim Auftragseingang erzielt. Die Bestellungen legten um real 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) berichtete. Der Rückschlag im Januar um 10 Prozent konnte damit komplett ausgeglichen werden. Die entscheidenden Impulse dazu kamen aus dem Ausland. Die Auftragseingänge aus dem Auslang legten um 17 Prozent zu.
Lagarde: Inflationstreibende Sonderfaktoren laufen Anfang 2022 aus
Die Europäische Zentralbank (EZB) macht sich nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde keine großen Sorgen über den zu erwartenden Inflationsanstieg, da dieser auf vorübergehenden Sonderfaktoren beruht. Vor dem Lenkungsausschuss des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext: "Die Inflation ist zu Jahresbeginn stark gestiegen, der Anstieg beruhte auf verschiedenen Faktoren, die überwiegend temporär und statistischer Natur waren."
Unicredit: EZB könnte PEPP-Käufe auf 75 Mrd Euro steigern
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre monatlichen Anleihekäufe im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP nach Aussage von Unicredit-Volkswirt Luca Cazzulani auf 75 Milliarden Euro steigern. "Das Restvolumen von 906 Milliarden Euro würde bei monatlichen Käufen von 75 Milliarden Euro bis März 2022 ausgeschöpft, was auch in etwa dem Kaufvolumen vom März (73 Milliarden Euro) entsprechen würde", schreibt Cazzulani in einem Kommentar.
BVR: Überarbeitete EZB-Strategie muss Ausweg aus Negativzinsen aufzeigen
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte die Überarbeitung ihrer geldpolitischen Strategie nutzen, um einen Ausstieg aus den Negativzinsen und der unkonventionellen Geldpolitik zu ermöglichen. Das hat der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) gefordert. Derzeit verfolgt die EZB ein Inflationsziel von unter, aber nahe zwei Prozent, welches in der mittleren Frist erreicht werden soll - die Inflationserwartungen für diesen Zeitraum verharrten aber ungeachtet negativer Zentralbankzinsen und umfangreicher unkonventioneller Maßnahmen deutlich unter dem angestrebten Ziel.
US-Notenbanker sehen Chinas Digitalgeld-Einführung gelassen
China mag die USA bei der Einführung einer digitalen Währung geschlagen haben, aber die Entscheidungsträger der Federal Reserve scheinen nicht besorgt zu sein. Die Einführung des digitalen Yuan ist "etwas, das mich nicht überrascht", sagte der Leiter der Federal Reserve Bank of Dallas, Robert Kaplan, in einem Interview. "Ich denke nicht, dass dies die Rolle des Dollars als Weltreservewährung gefährdet - zumindest vorerst nicht."
Unionsfraktion stützt Merkel bei Corona-Bundesinitiative
Vor der für Montag geplanten Bund-Länder-Konferenz erhält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihren Plan einer Änderung des Infektionsschutzgesetzes Unterstützung aus der Unionsfraktion. Mehrere Abgeordnete um das CDU-Präsidiumsmitglied Norbert Röttgen haben sich für eine stärkere Macht des Bundes bei der Umsetzung der Corona-Regeln ausgesprochen. "Es ist eine Frage unserer Verantwortung als Bundesgesetzgeber, dem Bund (zusätzlich) dieselben Handlungsmöglichkeiten zu geben wie den Ländern, nämlich durch Rechtsverordnung die Durchsetzung der nationalen Ziele des Infektionsschutzgesetzes zu gewährleisten", schrieb Röttgen an Dow Jones Newswires.
IWH: Zahl der Insolvenzen steigt im März erneut an
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im März erneut und deutlich kräftiger angestiegen. Sie erhöhte sich gegenüber Februar um mehr als 20 Prozent auf 870 Personen- und Kapitalgesellschaften und erreichte damit fast das Niveau des Vorjahresmonats, wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) unter Verweis auf den IWH-Insolvenztrend mitteilte. Im gesamten Corona-Jahr 2020 waren die Firmenpleiten wegen der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht noch um 15,5 Prozent gesunken und hatten damit den niedrigsten Stand seit 1999 erreicht.
Baugewerbe mit guter Geschäftslage und verhaltenen Erwartungen
Die Unternehmen des Baugewerbes melden eine solide Auftragslage, beurteilen ihre Geschäftserwartungen aber in einer neuen Umfrage deutlich verhaltener. "Folge der globalen Corona-Pandemie sind Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen, insbesondere global gehandelten Baumaterialien", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa. Laut der ZDB-Frühjahrsumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben werde die Geschäftslage von 45 Prozent als "gut" und 36 Prozent zumindest als "befriedigend" eingestuft. 19 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre Geschäftslage als "schlecht".
Bruttolöhne erstmals seit Wiedervereinigung rückläufig
Die Bruttolöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind im vergangenen Jahr erstmals seit der deutschen Wiedervereinigung gesunken, während die Renten stiegen. Nominal gingen die Durchschnittsverdienste um 0,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt unter Verweis auf Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen mitteilte. Preisbereinigt lag der Rückgang sogar bei 0,6 Prozent und fiel damit noch stärker aus als im Krisenjahr 2009 mit 0,2 Prozent.
Deutsche Finanzchefs sehen baldigen Konjunkturaufschwung
Mitten in der dritten Corona-Welle bleiben die Finanzvorstände deutscher Großunternehmen laut einer Umfrage der Wirtschaftsberatungsfirma Deloitte optimistisch. Zwei Drittel der befragten Unternehmen erwarten demnach dieses Jahr eine Rückkehr zum Umsatzniveau von vor der Krise, die Investitions- und Einstellungsbereitschaft steigt. Die Geschäftsaussichten blieben auf hohem Niveau, vor allem in den exportorientierten Sektoren getrieben von positiven Konjunkturerwartungen für China, USA und Deutschland, so der neue CFO Survey, dessen Einschätzungen auf der Befragung von 140 Finanzchefs in der zweiten Märzhälfte beruhen.
Wissenschaftler wollen Loslösung der Bafin vom Finanzministerium
Wissenschaftler des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe haben angeregt, die Wertpapieraufsicht in Deutschland von der Regierung unabhängig zu machen. Sie schlagen vor, die Aufsicht enger an den Bundestag zu binden und zudem internationale Fachleute in den Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu berufen. "Der Fall des inzwischen insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard hat grundsätzliche Schwächen der deutschen Wertpapieraufsicht offengelegt", erklärte das Institut.
EU-Ratspräsident Michel weist Kritik in "SofaGate"-Affäre zurück
EU-Ratspräsident Charles Michel hat Kritik an seinem Verhalten während des Treffens mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zurückgewiesen. Dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen anders als er nicht neben Erdogan Platz nehmen konnte, sei auf "die strenge Auslegung der Protokollregeln durch die türkischen Dienste" zurückzuführen, erklärte Michel. Dies habe zu einer "herabgesetzten Behandlung" der Kommissionschefin geführt, die er bedauere.
Ukrainischer Präsident besucht Frontlinie in Ostukraine
Angesichts der zunehmenden Gewalt zwischen der ukrainischen Armee und pro-russischen Separatisten im Osten des Landes besucht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag die Frontlinie. Der Staatschef plane, zu Stellungen zu fahren, wo der vereinbarte Waffenstillstand "in den vergangenen Tagen systematisch verletzt wurde", wie das Präsidentenbüro in Kiew mitteilte. Durch den Besuch wolle er "den Kampfgeist" der Armee stärken. Selenskyj schrieb auf Twitter, er wolle am Ort der "Eskalation" mit den Soldaten sein.
Mexiko und Argentinien fordern Schuldenerleichterungen auch für Schwellenländer
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
April 08, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, -2-
Mexiko und Argentinien haben an die internationale Gemeinschaft appelliert, die ebenfalls besonders hart von der Corona-Krise getroffenen Schwellenländer nicht zu vergessen. In einem gemeinsamen Aufruf forderten die beiden als Schwellenländer eingestuften Staaten Schuldenerleichterungen auch für Länder mit mittlerem Einkommen. Diese seien "vergessen" worden, obwohl sie 75 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten und deren Bevölkerung besonders stark von Armut durch die Corona-Krise betroffen sei.
+++ Konjunkturdaten +++
Schweiz/SNB: Währungsreserven März 930,486 Mrd CHF
Schweiz/SNB: Währungsreserven betrugen im Feb 914,209 Mrd CHF
Eurozone/Erzeugerpreise Feb +0,5% gg Vm, +1,5% gg Vj
Eurozone/Erzeugerpreise Feb PROG: +0,6% gg Vm, +1,3% gg Vj
Eurozone/Erzeugerpreise ex Energie Feb +0,6% gg Vm, +1,2% gg Vj
Mexiko Verbraucherpreise März +0,83% (PROG: +0,82%) gg Vm
Mexiko Kernrate Verbraucherpreise März +0,54% (PROG: +0,53%) gg Vm
DJG/DJN/AFP/apo
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April 08, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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