
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Produktion sinkt trotz hoher Nachfrage
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands hat sich im Februar trotz einer hohen Nachfrage und starker Stimmungsindikatoren erneut schwächer als erwartet entwickelt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank sie gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent, nachdem sie bereits im Januar um 2,0 Prozent zurückgegangen war. Die Industrieproduktion im engeren Sinne verringerte sich um 1,8 (Januar: minus 0,4) Prozent und lag im Durchschnitt beider Monate um 0,1 Prozent über dem vierten Quartal. Die Bauproduktion sank in dieser Relation aber um 15,0 Prozent.
ING: Deutsche Produktion sinkt auch witterungsbedingt
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski findet den zweiten Rückgang der deutschen Industrieproduktion in Folge angesichts starker Auftragseingänge und Stimmungsindikatoren "etwas überraschend". "Neben möglichen vorübergehenden Lieferkettenunterbrechungen ist die einzige andere Erklärung für diese enttäuschende Entwicklung das harte Winterwetter im Februar", schreibt Brzeski in einem Kommentar.
Unicredit: Deutsches BIP sinkt im 1Q um 2-1/2 Prozent
Unicredit-Volkswirt Andreas Rees erwartet nach Veröffentlichung enttäuschender Produktionsdaten für Februar weiterhin, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal um 2-1/2 Prozent gesunken ist. "Die jüngsten Produktionsdaten haben aber die Abwärtsrisiken für diese Prognose erhöht", schreibt Rees in einem Kommentar.
Commerzbank: Early Bird nahe Rekordhoch
Der Frühindikator der Commerzbank für die deutsche Wirtschaft (Early Bird) ist im März auf den höchsten Stand seit achteinhalb Jahren gestiegen. Wie Volkswirt Ralph Solveen in einer Mitteilung schreibt, haben sich insbesondere die Aussichten für die Exporte weiter verbessert. "So sind alle drei Industrie-Einkaufsmanagerindizes (USA, China und Euroraum ohne Deutschland), mit denen wir das weltwirtschaftliche Umfeld abbilden, teils kräftig gestiegen. Zudem hat der Gegenwind vom Devisenmarkt weiter abgenommen", schreibt Solveen.
Lampe: Deutsche Stimmungsindikatoren derzeit irreführend
Die deutschen Stimmungsindikatoren liefern nach Einschätzung von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, kein zutreffendes Bild der Wirtschaftslage. "Wir haben extrem gute Stimmungsindikatoren, der Dax liegt bei 15.000 Punkten, aber die Wirtschaft schrumpft", sagt Krüger nach der Veröffentlichung enttäuschender Produktionszahlen für Februar. Seiner Ansicht nach basieren die guten Stimmungsindikatoren lediglich auf der Hoffnung, dass Europa die Pandemie demnächst in den Griff bekommt. "Aber diese Hoffnung muss sich nicht erfüllen, die Schwäche in der Industrie kann sich auch noch bis April hinziehen."
Frankreichs Industrieproduktion fällt im Februar wider Erwarten
Die französische Industrieproduktion ist im Februar vor dem Hintergrund neuer Beschränkungen gesunken. Die gesamte Industrieproduktion - bestehend aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Energiesektor und dem Baugewerbe - fiel um 4,7 Prozent im Vergleich zum Januar, wie Daten der Statistikbehörde Insee zeigten. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Anstieg von 0,5 Prozent prognostiziert.
Bund und Länder verständigen sich auf Änderung von Infektionsschutzgesetz
Bund und Länder haben sich nach Angaben der Bundesregierung auf eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes geeinigt, um in der Corona-Pandemie einheitliche Regelungen bei Überschreitungen der Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen zu erreichen. Das Kabinett will kommenden Dienstag einen Gesetzentwurf beschließen. Die für Montag vorgesehene Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde abgesagt.
Ausgangssperren im Infektionsschutzgesetz vorgesehen - Bericht
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will in der Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes laut einem Zeitungsbericht verpflichtende Ausgangssperren für Landkreise mit hoher Inzidenz durchsetzen. Merkel habe mit Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) in den vergangen zwei Tagen einen Maßnahmenkatalog abgestimmt, um eine bundeseinheitliche Regelung zu schaffen, berichtete die Bild-Zeitung. Die verpflichtenden Einschränkungen sollen demnach für Landkreise und kreisfreie Städte gelten, die zwei Tage eine Inzidenz über 100 haben. Geplant sei für diese Regionen eine nächtliche Ausgangssperre bis morgens um 5.00 Uhr - noch nicht geklärt sei, ob ab 20.00, 21.00 oder 22.00 Uhr.
Spahn: Es braucht einen Lockdown, um die aktuelle Welle zu brechen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, haben eindringlich vor einer Überlastung des Gesundheitssystems wegen steigender Corona-Zahlen gewarnt. "Es braucht einen Lockdown, um die aktuelle Welle zu brechen und dauerhaft und stabil deutlich unter 100 bei der Inzidenz zu kommen", sagte Spahn bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Das kann eine Brücke bauen, um dann testgestützt mehr zu öffnen." Man müsse Kontakte vermeiden und Mobilität herunterfahren. "Wir dürfen nicht warten, bis die Kliniken überlastet sind", warnte Spahn.
Altmaier verteidigt geplanten Machtzuwachs des Bundes
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Absage des Bund-Länder-Gipfels am kommenden Montag und die angestrebte Änderung des Infektionsschutzgesetzes verteidigt. "Ich habe immer die Auffassung vertreten, dass eine Ministerpräsidentenkonferenz so lange keinen Sinn macht, wie nicht sichergestellt ist, dass die Beteiligten am Ende zu einem ausreichenden Konsens kommen werden", sagte Altmaier in Berlin. Ziel müsse sein, möglichst noch in der kommenden Woche "zu einem starken Maßnahmenkonzept" zu kommen, das imstande sei, einen dauerhaften monatelangen Lockdwon zu vermeiden.
Frankreichs Präsident Macron löst Elitehochschule ENA auf
Die französische Elitehochschule École Nationale d'Administration (ENA) steht nach 75 Jahren vor dem Aus: Präsident Emmanuel Macron kündigte am Donnerstagabend die Auflösung der Kaderschmiede an, um den öffentlichen Dienst durchlässiger zu machen. Macron hat ebenso an der ENA studiert wie frühere Präsidenten und Wirtschaftslenker. Die Opposition sprach von einem PR-Manöver, auch von ehemaligen Studenten kam Kritik.
Hunderte liefern sich erneut Auseinandersetzungen mit Polizei in Belfast
Trotz der parteiübergreifenden Aufrufe gegen Gewalt hat es in der nordirischen Stadt Belfast in der Nacht erneut Ausschreitungen gegeben. Hunderte überwiegend junge Menschen versammelten sich am Donnerstagabend im Westen der nordirischen Hauptstadt. Vermummte griffen Polizisten mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Brandsätzen an, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.
Rabobank: Biden droht Abfall eines demokratischen Senators
Die Rabobank weist darauf hin, dass US-Präsident Joe Biden mitten in wichtigen Budgetverhandlungen der Abfall eines demokratischen Senators droht. Joe Manchin (West Virginia) habe sich in einem Meinungsbeitrag für die Washington Post ablehnend gegenüber Plänen Bidens geäußert, ein billionenschweres Infrastrukturprogramm ohne die normalerweise nötige Mehrheit von 60 Stimmen durch den Senat zubringen.
US-Senat stellt Gesetzesentwurf für strikte China-Politik vor
Der US-Senat hat einen Gesetzesentwurf für eine strikte Politik gegenüber China vorgelegt. "Die US-Regierung muss die Absichten und Handlungen Pekings klar und nüchtern betrachten und unsere Politik und Strategie entsprechend anpassen", sagte der demokratische Vorsitzende des Senatsausschusses für Außenpolitik, Bob Menendez, in Washington. Mit dem Entwurf soll der Druck auf Peking wegen des mutmaßlichen Diebstahls von geistigem Eigentum erhöht und die Beziehungen der USA zu Taiwan gefestigt werden.
DJG/DJN/AFP/apo
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April 09, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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