BERLIN (dpa-AFX) - Für eine bessere Eindämmung des Coronavirus sprechen sich Berliner Mobilitätsforscher für mehr Infektionsschutz auch in der Arbeitswelt aus. "Im Bereich Arbeit wird unserer Meinung nach immer noch viel zu wenig gemacht", sagte der Leiter des Fachgebiets Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der TU Berlin, Kai Nagel, am Montag dem RBB-Sender Radioeins. Für Mehrpersonenbüros etwa müsse gelten, dass man dort nur mit gültigem Schnelltest oder nach Corona-Impfung sitzen dürfe - oder alle müssten FFP2-Maske tragen.
Für die Schulen gebe es im Vergleich relativ viele Maßnahmen, sagte Nagel. "Vielleicht sogar manchmal ein bisschen mehr als man machen müsste." In einer schriftlichen Stellungnahme spricht sich die Gruppe um den TU-Professor für eine weitgehende Eindämmung von Infektionen in allen Bereichen aus. Dies sei "wesentlich effizienter" als Infektionen in nur manchen Bereichen komplett zu unterdrücken, etwa durch Schließungen.
Nach den TU-Modellierungen sind vor allem ungeschützte Kontakte in Innenräumen ein Problem in der Pandemie. In der Debatte um nächtliche Ausgangssperren rieten die Wissenschaftler daher, Aufenthalte im Freien im öffentlichen Raum allein oder mit maximal einer weiteren Person nicht zu verbieten - "um die Akzeptanz der Regelung in der Bevölkerung zu sichern". Das Team empfiehlt, die Berliner Regelung zu übernehmen, wonach zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr im Privaten keine Treffen mit Menschen aus anderen Haushalten erlaubt sind.
Anhand ihrer Modellierungen befürchten die TU-Forscher, dass die Belastung der Intensivstationen "bei nahezu jeder durchgerechneten Kombination" höher ausfallen werde als Anfang Januar. Damals waren dort mehr als 5700 Covid-19-Patienten in Behandlung, ein Höchststand. Als "sehr gut wirksam" schätzen die Wissenschaftler ein fast vollständiges Verbot privater Besuche ein. Nur diese Maßnahme senke die Infektionszahlen innerhalb von drei Wochen sehr deutlich./ggr/DP/jha