
DJ IWF fordert Deutschland zu mehr staatlichen Investitionen auf
BERLIN (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht sich angesichts der schleppenden Konjunkturerholung in Europa für mehr staatliche Investitionen und eine Reform des europäischen Stabilitätspakts aus. Gerade Deutschland "kann mehr tun - und sollte mehr tun", sagte IWF-Europa-Direktor Alfred Kammer dem Handelsblatt. "Unser wichtigster Rat an die Regierungen ist: Tut alles, um die Struktur der Wirtschaft während der Krise zu erhalten, damit sie nach Corona wieder wachsen kann", betonte Kammer. Denn Wachstum sei ein entscheidender Faktor für die Tragbarkeit von Schulden.
Ausdrücklich warnt der IWF-Vertreter vor einem verfrühten Sparkurs: "Noch ist nicht die Zeit für Sparmaßnahmen, diese kommt erst nach der Krise." Der IWF empfehle, "in der jetzigen Lage lieber mehr Schulden zu machen als zu wenig" - um zu verhindern, dass es zu bleibenden ökonomischen Schäden komme. Daher unterstützt der IWF auch die Pläne der EU-Kommission für eine Reform des europäischen Stabilitätspakts und regt eine Debatte über die deutsche Schuldenbremse an.
"Die EU-Schuldenregeln müssen reformiert werden. Sie sind zu komplex geworden, das hat ihre Einhaltung erschwert", erläuterte Kammer. Der IWF setzt sich für eine Regel ein, die sich an die veränderte Realität der Staatsfinanzen anpasst und das Zinsniveau stärker berücksichtigt: "Auf der einen Seite sind die Zinsen niedriger denn je, auf der anderen sind Schuldenberge höher als je zuvor", so der IWF-Experte. Dieser Realität gelte es, Rechnung zu tragen. In diesem Zusammenhang sei es "sicherlich sinnvoll, bei einer Reform der EU-Regeln auch die nationalen Vorgaben zu überprüfen."
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April 14, 2021 09:19 ET (13:19 GMT)
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