DJ Zahl der Regelinsolvenzen in Deutschland steigt um 37 Prozent
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zahl der Regelinsolvenzen in Deutschland hat im März erneut zugenommen. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) gab es 37 Prozent mehr dieser Insolvenzbekanntmachungen als im Februar. Die Zahl der Regelinsolvenzen gibt Hinweise auf die künftige Entwicklung der gesamten Unternehmensinsolvenzen, rund 30 Prozent der Insolvenzverfahren in Deutschland sind Regelinsolvenzverfahren.
2020 war die Zahl der Regelinsolvenzen stetig gesunken, bis sich im November (plus 5 Prozent) und Dezember (plus 18 Prozent) eine Trendumkehr abzeichnete. 2021 setzte sich dieser Anstieg mit Ausnahme des Januars (minus 5 Prozent) fort, im Februar kam es zu einem Anstieg von 30 Prozent. Im März lagen die Zahlen erstmals seit einem Jahr auch über den Zahlen des Vorjahresmonats (plus 18 Prozent).
Die Gesamtzahl der beantragten Regelinsolvenzen, also inklusive der Verfahren, die mangels Masse nicht eröffnet wurden, lag im März sogar um 20 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Die Zahl der gesamten beantragten Unternehmensinsolvenzen betrug im Januar 1.108. Das waren 31,1 Prozent weniger als im Januar 2020. Die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise spiegelt sich somit weiterhin nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider.
Ein Grund für die niedrige Zahl beantragter Unternehmensinsolvenzen ist die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen bis Ende 2020. Das Wiedereinsetzen der Antragspflicht zeigt sich noch nicht in den Ergebnissen für Januar. Auch die bereits seit Oktober 2020 wieder geltende Insolvenzantragspflicht für zahlungsunfähige Unternehmen hat unter anderem aufgrund der Bearbeitungszeit der Gerichte noch keine erkennbaren Auswirkungen auf die Januar-Ergebnisse.
Ausgesetzt ist die Insolvenzantragspflicht weiterhin für Unternehmen, bei denen die Auszahlung der seit 1. November 2020 vorgesehenen staatlichen Hilfeleistungen noch aussteht.
Neben den Unternehmen meldeten 6.677 übrige Schuldner im Januar Insolvenz an. Das waren 9,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Darunter waren 5.113 Insolvenzanträge von Verbraucherinnen und Verbrauchern (minus 6,2 Prozent) sowie 1.282 Insolvenzanträge von ehemals selbstständig Tätigen (minus 19,8 Prozent).
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April 15, 2021 02:38 ET (06:38 GMT)
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