DJ Studie: Erdbebengefahr durch Fracking in Deutschland beherrschbar
BERLIN (Dow Jones)--Berater der Bundesregierung sehen kein besonderes Risiko von Bodenerschütterungen oder Erdbeben, sollte die Fracking-Technologie in Deutschland zum Einsatz kommen. Sofern geeignete Maßnahmen getroffen werden, sei das Risiko eines Erkundungsprojektes "beherrschbar", heißt es in einem Gutachten, das die Expertenkommission Fracking durch das Bundesforschungsministerium beauftragten ließ. Für die Studie hat die rheinland-pfälzische Unternehmensberatung Q-con GmbH die mögliche Gefahr von Seismizität bei der unkonventionellen Gasgewinnung untersucht.
Bei Fracking-Projekten in den USA, Kanada und China habe die Stärke der induzierten Seismizität zwar meist unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle gelegen, so die Autoren. Dennoch "trat in seltenen Fällen schadensrelevante Seismizität auf". Durch eine geeignete Standortwahl in Deutschland und einer Ampelsteuerung könne dem begegnet werden. Allerdings bestehe "insbesondere hinsichtlich langfristiger Prozesse" noch Forschungsbedarf.
Das Gutachten ist die letzte von insgesamt drei Studien, die die Expertenkommission Fracking beauftragt hatte. Im vergangenen Jahr hatte die erste ergeben, dass Methanemissionen beim Fracking eine Rolle spielen können, die zweite empfahl ein eigenes, umfassendes Monitoring für Deutschland. Bis zum 30. Juni will die Kommission, die vom Projektträger Jülich unterstützt wird, nun ihre Einschätzungen in einem Bericht an den Deutschen Bundestag übermitteln. Danach sollen die Abgeordneten dann zu einer endgültigen Entscheidung kommen, ob die Technologie in Deutschland zum Einsatz kommen darf.
Die große Koalition hatte unkonventionelles Fracking im Februar 2017 vorerst verboten. Erlaubt sind nur wissenschaftliche Erkundungsmaßnahmen. Um diese zu überwachen, hatte die Bundesregierung die Expertenkommission Fracking berufen. Allerdings waren zwischen Juni 2019 und Juni 2020 noch keinerlei Anträge für Fracking-Testbohrungen in Deutschland eingegangen.
Beim unkonventionellen Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in tiefe Gesteinslagen verpresst und so Erdgas oder Öl gefördert. Statt porösem wird auch Schiefer-, Ton-, Mergel- oder Kohleflözgestein aufgebrochen. Gegner des Verfahrens befürchten, dass dabei Bodenrisse entstehen können oder das Trinkwasser verschmutzt werden könnte. Sie machen außerdem geltend, dass Erdgasförderung mit den deutschen Klimazielen im Widerspruch steht.
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April 15, 2021 12:20 ET (16:20 GMT)
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