DJ Deutsche Industrie und Banken gegen zu starke EU-Regulierung von KI
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Industrie und die Banken warnen die Europäische Kommission vor zu starker Regulierung der künstlichen Intelligenz (KI). Man müsse auch die Chancen für den Finanzsektor und Industrie sehen und dürfte sich nicht zu stark auf die Risiken konzentrieren.
Zuvor hatte die EU-Kommission eine Reihe von Grundregeln für die Anwendung von künstlicher Intelligenz vorgeschlagen. Brüssel wolle Innovation nicht im Wege stehen, aber der Gesetzgeber müsse eingreifen, wenn "Sicherheit und Grundrechte der EU-Bürger auf dem Spiel stehen", erklärte die für Digitales zuständige Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager. Gefahr besteht demnach insbesondere beim Einsatz von KI zur Massenüberwachung und Verhaltenssteuerung.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) attestiert der Kommission, dass es richtig sei, den Fokus auf KI-Systeme zu legen, mit denen besonders hohe Risiken verbunden sein können. Allerdings bestünde bei den vorgeschlagenen Regelungen "an vielen Stellen noch erheblicher Nachbesserungsbedarf", sagte Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. "Der Begriff der Hochrisiko-KI-Systeme ist im Kommissionsentwurf zu weit gefasst."
Industrielle Einsatzfelder von KI müssten vom Anwendungsbereich der Verordnung ausgenommen werden. "Sonst besteht die große Gefahr, dass durch eine Überregulierung die Entwicklung innovativer Anwendungen der Schlüsseltechnologie KI bereits im Ansatz geschwächt wird", warnte sie.
Wenn der Rahmen stimme, könnten sich die europäischen Unternehmen in der Kombination von industrieller Stärke mit den Möglichkeiten der KI im internationalen Wettbewerb mit Staaten wie China, den USA oder Israel einen entscheidenden Vorteil verschaffen, so der BDI.
KI kann Verbraucher, Anleger und Finanzstabilität schützen
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) betonte, dass künstliche Intelligenz für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und digitale Souveränität Europas von entscheidender Bedeutung sei. "Ein europäischer Rechtsrahmen darf daher nicht nur die potenziellen Risiken adressieren, er muss auch Innovationsanreize setzen und Rechtssicherheit für Unternehmen schaffen", mahnte Tobias Tenner, Leiter Digitalisierung beim Bankenverband.
Verpflichtende Regeln müssten "objektiven und nachvollziehbarer Kriterien" genügen. Bei den Banken unterliege der Einsatz von KI-Systemen bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ohnehin bereits einem strengen Aufsichtsregime. Diese Vorgänge würden von den zuständigen Behörden überwacht. "So werden nicht nur Verbraucher und Anleger geschützt, sondern auch die Finanzstabilität", sagte Tenner. "Zusätzliche Anforderungen an die Kreditvergabe aus einer KI-Regulierung sind daher weder sachgerecht noch erforderlich."
(Mit Material von AFP)
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April 21, 2021 09:36 ET (13:36 GMT)
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