Zahl der Banken in Deutschland geht weiter zurück
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zahl der Banken in Deutschland ist im vergangenen Jahr weiter gesunken, wenn auch langsamer als 2019. Wie aus der aktuellen Bankstellenstatistik der Bundesbank hervorgeht, verringerte sich die Zahl der Kreditinstitute um 2,2 (2019: 3,7) Prozent bzw. 38 auf 1.679. Grund ist offenbar die Corona-Krise, deretwegen weniger Fusionen zustande kamen, vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Gleichzeitig verringerte sich die Anzahl inländischer Zweigstellen um 9,6 Prozent auf 24.100. "Hier dürfte die Corona-Pandemie eher katalytisch gewirkt haben", merkt die Bundesbank an. Im Großbankenbereich kamen umfassende Umstrukturierungen hinzu.
"Damit unsere Banken auch mittelfristig stabil und rentabel bleiben, werden auch künftig unpopuläre Geschäftsentscheidungen wie die Schließung von Filialen und die Aufgabe von Eigenständigkeit notwendig sein", sagte Joachim Wuermeling, das für Bankenaufsicht zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. "Banken werden auch vermehrt Negativzinsen an Kunden weitergeben und Gebühren erhöhen müssen", so Wuermeling.
Ein aktuelles Beispiel ist die Commerzbank, die 2020 über ein Sechstel ihrer Filialen schloss. Am Dienstag teilte die Bank ihren Kunden mit, dass sie ab sofort eine Kontoführungsgebühr von monatlich 4,90 Euro erheben werde. Viele Banken verlangen wegen des anhaltenden Negativzinsumfelds inzwischen Zinsen für größere Kundeneinlagen oder eröffnen keine normalen Sparkonten mehr.
Analysten sehen vor allem Großbanken unter einem hohen Druck, ihre Kosten zu reduzieren. Hier stehen Personaleinsparungen und Filialschließungen an. Großbanken verringerten die Zahl ihrer Filialen um 17,3 Prozent auf 5.146, die Deutsche Bank um 17,9 Prozent. Das Filialnetz der Regionalbanken verringerte sich um knapp 7 Prozent auf 1.161 Zweigstellen.
Im Jahr 2020 gab es 20 Zugänge sowie 58 Abgänge von Kreditinstituten. Von den Abgängen waren 26 (2019: 34) auf Fusionen im genossenschaftlichen Sektor zurückzuführen. Die Zahl der genossenschaftlichen Institute sank damit auf 819, was einem Rückgang um 3,1 Prozent entspricht. Der Anteil der Kreditbanken am deutschen Filialnetz verringerte sich auf 26,9 Prozent. Den höchsten Anteil haben hier mit 35,4 Prozent weiterhin die Sparkassen (einschließlich Landesbanken).
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April 29, 2021 02:33 ET (06:33 GMT)
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