Auf der letzten Sitzung verweist Fed-Chef Powell klar auf eine wiedererstarkte Wirtschaft. Ein Ende der Liquiditätsschwemme ist dennoch nicht absehbar und schon gar keine Leitzinserhöhung. Aus Angst, die Konjunktur frühzeitig abzuwürgen, bleibt die US-Geldpolitik "täubisch". Der Fed geht es aber auch um die "Durchfinanzierung" der von Präsident Biden geplanten Billionen schweren Infrastruktur- sowie Sozial-Maßnahmen und natürlich um die Bändigung des amerikanischen Schuldenmonsters.
Die Fed will Basiseffekte nachhaltig machen
"America is on the move again": Die Konjunkturdynamik der USA hat im I. Quartal deutlich zugelegt: Das BIP ist um 6,4 nach zuvor 4,3 Prozent gestiegen. Industrieseitig bleibt die Stimmungslage robust. Allerdings stagnierten die "harten" Konjunkturdaten wie Auftragseingänge langlebiger Güter zuletzt, wenn auch auf hohem Niveau.
Der Mittelstand blickte zuletzt zwar weniger pessimistisch in die Zukunft. Je konkreter das gut zwei Bio. US-Dollar schwere Infrastrukturprogramm wird, desto mehr dürfte sich die Stimmung heben. Derzeit zeigt sich die Investitionsplanung der Mittelständler noch zurückhaltend.
Imposant ist das amerikanische Impftempo, das jetzt auch die Erholung des Dienstleistungssektors fördert. Immerhin sind bereits 42 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft.
Auch wenn die US-Notenbank ihre Einschätzung fallen ließ, dass die Pandemie "erhebliche Risiken" birgt, hat sie sich klar geoutet. The Fed plays it safe. Sie geht auf Konjunktur-Nummer sicher.
US-Finanz- und Geldpolitik wie Yin und Yang
Im aktuellen fiskal- bzw. geldpolitischen US-Umfeld ist das Gespann Joe Biden/Jerome Powell ein ähnliches "Dreamteam" wie vor 40 Jahren Präsident Ronald Reagan und Fed-Chef Paul Volcker, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Damals wurde Angebotspolitik mit Wirtschaftsliberalität und Steuersenkungen bzw. Inflationsbekämpfung betrieben. Heute geht es um nachfragesteigernde Politik, mehr Staatseinfluss, Umverteilung sowie Vermeidung von Deflation.
In der Tat wird die gebotene kritische Distanz zwischen Finanz- und Geldpolitik aufgeweicht. Die Fed ist der Wunscherfüller der Regierung, die unbedingt ihre umfangreiche Agenda der Sozial-, Infrastruktur- und Umweltschutzpolitik umsetzen will. So hat Präsident Biden in seiner ersten Rede vor dem Kongress seinen Infrastrukturplan über 2,2 Bio. US-Dollar und Plan zum Umbau der sozialen Infrastruktur über 1,8 Bio. ("American Families Plan") vorgestellt. Nicht zuletzt geht es Biden darum, den militärischen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen aus China entgegenzutreten. All diese Ziele sind ohne Hilfe der Fed unvorstellbar.
Die US-Finanzministerin Janet Yellen - die ja auch Fed-Chefin war - wird den glücklichen Umstand, dass die günstigen Zinsen höhere Schulden ermöglichen, sehr zu schätzen wissen.
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