DJ Merkel, Wirtschaft und Gewerkschaften beraten über Corona und Klimawandel
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit Vertretern der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften über die aus der Corona-Pandemie und dem Klimawandel resultierenden zentralen langfristigen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland beraten. Einigkeit habe über die Notwendigkeit zu raschen Klimaschutzmaßnahmen bestanden, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die deutsche Industrie plädierte für Maßnahmen zur Stärkung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit und mahnte angesichts der fallenden Infektionszahlen zur breiten Öffnung der Wirtschaft.
"Die notwendigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel erfordern eine Beschleunigung der Transformation in einigen Sektoren", sagte Seibert im Anschluss an die Beratungen. "Es bestand Einigkeit darüber, dass Klimaschutz und Industrieproduktion kein Gegensatz sind; Deutschland soll vielmehr seine starke Stellung als Industrieland behalten."
Die Teilnehmer hätten zudem betont, dass das Konjunktur- und Zukunftsprogramm sowie die Sozialgarantie der Bundesregierung und gute Rahmenbedingungen dazu beitrügen, dass die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibe.
Impulse für Innenstädte
Alle Gesprächsteilnehmer seien sich außerdem einig gewesen, dass die geplante Innenstadtstrategie der Bundesregierung wichtige Impulse für eine Wiederbelebung von Innenstädten setze. Auch erörterten Bundesregierung, Gewerkschaften und Wirtschaft Möglichkeiten, wie es trotz Pandemie-Bedingungen möglich sei, jungen Menschen eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Dabei wurde die von der Bundesregierung im März beschlossene Stärkung von Ausbildungsbetrieben von den Sozialpartnern positiv gewürdigt.
Digitale Berufsorientierungsangebote, virtuelle Berufsberatung, virtuelle Betriebspraktika und Vorstellungsgespräche seien einige Instrumente, mit denen die Ausbildungssituation kurzfristig verbessert werden kann, so Seibert.
BDI: Beim Wiederhochfahren Gesellschaft und Wirtschaft zusammendenken
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte, dass im Kampf gegen die Corona-Pandemie das Wiederhochfahren von Gesellschaft und Wirtschaft zusammengedacht werden müsse. "Lockerungen der Corona-Beschränkungen nur für Geimpfte und Genesene allein reichen nicht aus. Es gibt keine Alternative zu einer konsequenten Öffnungsstrategie, die die Wirtschaft in ihrer Breite einbezieht", erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm nach den Beratungen. "Erforderlich sind aus wirtschaftlichen wie psychologischen Gründen konkrete Öffnungsperspektiven auch für Unternehmen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und um Existenzen zu sichern."
Wichtig sei für eine erfolgreiche Industriepolitik, dass Deutschlands Unternehmen international wettbewerbsfähig blieben. Dies sei in den vergangenen 15 Monaten der Pandemiebekämpfung in den Hintergrund getreten, monierte Russwurm. Zudem sei Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz in der Industrie Technologieoffenheit, angemessene Unterstützung bei Investitionen und Betrieb sowie effektiver Schutz gegen internationale Wettbewerbsnachteile.
"Unsere Unternehmen benötigen verlässliche Rahmenbedingungen, um das Ziel der Klimaneutralität auch tatsächlich zu erreichen", so der BDI. "Über die Produktionsanlagen des Jahres 2040 entscheiden Unternehmen heute. Also müssen sie bereits jetzt wissen, mit welchen Energiequellen sie ihre Anlagen dann betreiben können." Es müssten Lösungen erarbeitet werden, die wirtschaftlich machbar seien.
An den Beratungen nahem neben Vertretern der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften auch die Bundesminister Olaf Scholz (SPD), Peter Altmaier (CDU), Hubertus Heil (SPD), Jens Spahn (CDU), Anja Karliczek (CDU), Svenja Schulze (SPD) und Staatsminister Hendrik Hoppenstedt teil.
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May 11, 2021 06:08 ET (10:08 GMT)
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