DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ZEW-Index klettert im Mai auf höchsten Stand seit über 20 Jahren
Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Mai deutlich verbessert und den höchsten Stand seit über 20 Jahren erreicht. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index der Konjunkturerwartungen stieg auf 84,4 Punkte von 70,7 Zählern im Vormonat. "Dies ist der bislang höchste Wert seit Beginn der Corona-Pandemie", erklärte das ZEW. "Zuletzt gab es einen höheren Wert für die ZEW-Konjunkturerwartungen im Februar 2000." Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg der Konjunkturerwartungen auf 71,0 vorausgesagt.
VP Bank: ZEW zeichnet ein realistisches Bild
Für den Chefökonomen der liechtensteinischen VP Bank, Thomas Gitzel, zeichnet der ZEW-Indikator ein realistisches Bild der deutschen Konjunkturaussichten. Trotz der Materialknappheiten werde der Aufschwung dank zu erwartender Öffnungen des Hotel- und Gaststättengewerbes und des Freizeitsektors in den kommenden Monaten vorankommen. "In Anbetracht gut gefüllter Auftragsbücher wären eigentlich auch die Weichen für ein kräftiges Anziehen der Industriekonjunktur gestellt", schreibt Gitzel. "Das verarbeitende Gewerbe kann aber nicht auf die Überholspur ausscheren, weil der Materialmangel ein Tempolimit verhängt."
NordLB: ZEW deutet auf kräftige Wirtschaftserholung
NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips sieht in dem starken ZEW-Index ein Vorzeichen für einen kräftigen Aufschwung. "Die Verbesserungen bei den Infektionszahlen und auch deutliche Fortschritte bei der Impfkampagne haben berechtigte Hoffnungen auf baldige Lockerungen und Öffnungsschritte der Wirtschaft gemacht", schreibt Lips in einem Kommentar. "Dies ist Wasser auf die Mühlen der Konjunkturoptimisten. In der Tat dürfte der konjunkturelle Tiefpunkt im ersten Quartal durchschritten worden sein. Am aktuellen Rand mehren sich die Anzeichen, dass die deutsche und die europäische Wirtschaft zu einer kräftigen Erholung ansetzen."
OECD-Frühindikator weist auf stetige Konjunkturerholung hin
Der Frühindikator der OECD weist auf eine weitere Konjunkturerholung in den meisten großen Volkswirtschaften hin. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte, stieg der Indikator im April um 0,24 Prozent auf 100,3 Punkte. Im März hatte der Index um 0,25 Prozent, im Februar um 0,24 Prozent und im Januar um 0,20 Prozent zugelegt.
Villeroy de Galhau: Aussage zu PEPP-Tapering reine Spekulation
EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau hat Aussagen über eine Beendigung des Pandemiekaufprogramms PEPP der Europäischen Zentralbank (EZB) vor Ende März 2022 als "rein spekulativ" bezeichnet. "Jegliche Überlegungen hinsichtlich einer Verringerung unserer Käufe davor - was manchmal technisch als 'Tapering' oder 'Auslaufenlassen' bezeichnet wird - ist rein spekulativ", sagte der Gouverneur der Banque de France laut Bericht der Nachrichtenagentur Reuters dem Radiosender France Info.
Deutsche Bank hebt deutsche BIP-Prognose 2021 leicht an
Die Deutsche Bank hat ihre Prognosen für Wirtschaftswachstum und Inflation in Deutschland im laufenden Jahr etwas angehoben. Die Analysten rechnen für 2021 jetzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,0 (bisher: 3,7) Prozent und einem Anstieg der Verbraucherpreise (nationale Definition) um 2,5 (2,2) Prozent. Die höhere BIP-Prognose beruhe alleine auf dem unerwartet schwachen BIP-Rückgang im ersten Quartal und der Aufwärtsrevision der BIP-Zahlen für das zweite Halbjahr 2020, schreiben die Analysten in einem Kommentar.
IAB: Deutsche Firmen bei Neueinstellungen weiter zurückhaltend
Die deutschen Unternehmen sind nach Aussage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im ersten Quartal bei Neueinstellungen weiter zurückhaltend gewesen. Wie das IAB im Rahmen seiner Stellenerhebung mitteilte, gab es im ersten Quartal 1,13 Millionen offene Stellen. Das waren 42.000 bzw. 4 Prozent mehr als im ersten Quartal 2020. Gegenüber dem vierten Quartal 2020 sank die Zahl der offenen Stellen allerdings um 56.000 oder bzw. 5 Prozent.
Sparkassen: Bankenregulierung sollte kommenden Aufschwung unterstützen
Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe haben vor möglichen destabilisierenden Effekten der Bankenregulierung auf die Konjunktur gewarnt. Sollten europäische und nationale Aufseher regulatorische Erleichterungen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie zu früh zurücknehmen, drohen der Finanzbranche nach der Überzeugung der Ökonomen erhebliche Belastungen, die die wirtschaftliche Erholung unnötig bremsen würden.
Verbraucherallianz fordert Stopp der Riester-Rente
Genau 20 Jahre nach dem Beschluss für die Riester-Rente fordert eine Verbraucherallianz aus dem Bund der Versicherten, der Bürgerbewegung Finanzwende und des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) das Ende dieser privaten Altersvorsorge. Die drei Organisationen starteten am Dienstag die Kampagne "Stoppt die Riester-Rente - sonst sehen wir alt aus". Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) räumte Änderungsbedarf ein.
SPD zieht kritische Bilanz bei betrieblicher Altersvorsorge
Die SPD im Bundestag hat eine kritische Bilanz zur Weiterentwicklung der betrieblichen Altersvorsorge in Deutschland gezogen. Das 2017 von der großen Koalition beschlossene Gesetz zur Stärkung der Betriebsrenten richte sich zwar gezielt an Geringverdiener und sollte die Möglichkeiten der Entgeltumwandlung bei der Altersvorsorge verbessern. "Leider wird davon bisher noch nicht hinreichend Gebrauch gemacht", sagte der rentenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ralf Kapschack, der Funke Mediengruppe. Die geringe Nutzung dieser Möglichkeiten besonders in unteren Einkommensgruppen habe vor allem mit den niedrigen Löhnen zu tun.
Unionsfraktionsvize Jung fordert Turbo-Paket für Klimaschutz
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Jung (CDU), hat gefordert, das Klimaschutzgesetz der großen Koalition, das an diesem Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll, mit möglichst konkreten Maßnahmen zu unterlegen. "Wir brauchen ein Turbo-Paket zur Beschleunigung des Klimaschutzes - und was vor der Wahl noch geht, sollten wir unbedingt machen", sagte Jung der Neuen Osnabrücker Zeitung. Das gelte auch für die CO2-Bepreisung. "Die Schritte müssen größer werden, der Pfad straffer - und zwar beginnend mit der nächsten Etappe im Jahr 2022."
Verkehrsministerium fördert Entwicklung erneuerbarer Kraftstoffe
Das Bundesverkehrsministerium fördert die Entwicklung erneuerbarer Kraftstoffe mit insgesamt 640 Millionen Euro. Die Gelder sollen bei der Weiterentwicklung von regenerativen Kraftstoffen helfen, um diese zur Marktreife zu bringen. "Strombasierte Kraftstoffe und fortschrittliche Biokraftstoffe sind unverzichtbar, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Wir brauchen sie nicht nur für Schiffe und Flugzeuge, sondern auch für Pkw und Lkw", erklärte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
Steuerliche Änderung bei Erbbauzinsen teils verfassungswidrig
Die rückwirkende Änderung bei der steuerlichen Berücksichtigung von Erbbauzinsen im Jahr 2004 ist teilweise nichtig. Die Regelung verstößt teilweise gegen den verfassungsrechtlichen Grundsatz des Vertrauensschutzes, wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in einem Beschluss entschied. Profitieren können davon allerdings nur noch Betroffene, die zum Steuerjahr 2004 noch ein Verfahren anhängig oder einen Streit mit dem Finanzamt ruhend gestellt haben.
Berlin fordert Start von Beitrittsgesprächen mit Albanien und Nordmazedonien
Die Bundesregierung hat eine schnelle Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien gefordert. Beide Länder hätten bei den Aufnahmekriterien "geliefert", nun müsse auch die EU "so bald wie möglich" ihre Versprechen einhalten, sagte Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) vor einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Es sei "höchste Zeit" für den Start der Gespräche.
Chinas Bevölkerungswachstum auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten
Chinas Bevölkerungswachstum hat den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten erreicht. Wie aus den jüngsten Zensusdaten aus Peking hervorgeht, wuchs die Bevölkerung des Landes um 5,4 Prozent in zehn Jahren - die niedrigste Rate seit den 1960er Jahren. Demnach leben in China heute 1,41 Milliarden Menschen. Vor allem die sinkende Geburtenrate und die schnell alternde Bevölkerung seien für den Rückgang des Wachstums verantwortlich.
DJG/DJN/AFP/apo
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May 11, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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