DJ CH/Bankenpräsident fordert europäisches Gegengewicht zu US-Investmentbanken
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Schweizer Bankenpräsident Herbert Scheidt fordert verstärkte Anstrengungen und Kooperationen in Europa, um gegen die US-Investmentbanken zu bestehen. "Wir brauchen in Europa eine starke Corporate Finance Kompetenz, sonst gehen alle europäischen Industriekunden zur amerikanischen Konkurrenz", sagt Scheidt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dazu brauche es "Offenheit, Phantasie und Durchsetzungswillen der handelnden Akteure", sagte er mit Blick auf die Debatte um Fusionen von Banken in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Die Schweiz sei weiterhin sehr gefragt als Hort von ausländischem Vermögen, gerade aus Deutschland, sagte. "Allein in den letzten fünf Jahren kam Vermögen im Wert von 310 Milliarden Franken aus dem Europäischen Ausland zu uns." Auf die Frage, wie viel Schwarzgeld aus Deutschland dabei sei, antwortete der Präsident der Bankiersvereinigung: "Bei den Banken gar keins, es ist alles sauber." Scheidt, der auch dem Verwaltungsrat der Privatbank Vontobel vorsteht, verwies dabei auf den seit 2017 gültigen automatischen Informationsaustausch: "Alle Informationen zu Konten von Ausländern werden zentral an die Schweizer Behörden gemeldet, und von dort an die Steuerverwaltungen im Ausland, auch an die deutschen Behörden, die haben vollen Einblick."
Den Wechsel des Chefs der Schweizer Finanzaufsicht an die Spitze der deutschen Bafin bezeichnete Scheidt in dem Interview als "ausgezeichnete Wahl" der Bundesregierung: "Mark Branson ist jemand, der das Geschäft exzellent kennt und weit im Voraus denkt."
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May 16, 2021 07:22 ET (11:22 GMT)
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