DJ EZB warnt vor Zombifizierung durch Corona-Hilfen für Unternehmen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hilfsmaßnahmen von Geld- und Fiskalpolitik während der Corona-Krise für Unternehmen waren aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) unvermeidbar, auch wenn dabei eigentlich nicht lebensfähige Unternehmen am Leben gehalten wurden. Die Existenz solcher "Zombie-Unternehmen" ist laut EZB aber ein Risiko für die längerfristige Finanzstabilität, auf das Regierungen, wenn nötig , mit einer Reform des Insolvenzrechts reagieren sollten.
"Es ist wahrscheinlich, dass die politische Reaktion auf die Pandemie auch die Zombie-Firmen unterstützt hat, aber kurzfristig hat dies die Gesamtnachfrage gestützt", schreibt die EZB in einem Aufsatz ihres Finanzstabilitätsberichts. Die Politik habe ein Scheitern sowohl lebensfähiger als auch unrentabler Unternehmen verhindert und dies habe wiederum Arbeitslosigkeit und Insolvenzen in einer schwierigen Zeit begrenzt.
Laut EZB zeigt eine Analyse der Kreditzinsen und Anleihe-Spreads, dass die Finanzierungskosten der Unternehmen trotz grundlegender Unterschiede relativ undifferenziert sind. Sie warnt: "Zombifizierung kann zu einer ineffizienten Kapitalallokation führen, birgt aber auch mittelfristige Risiken für das Finanzsystem, wenn die Risiken nicht richtig eingepreist sind."
Nach Meinung der EZB würde das Risiko einer solchen Entwicklung durch stärker gezielte Hilfsmaßnahmen minimiert. Sie weist auch darauf hin, dass Banken in Ländern mit schwachen Insolvenzregelungen Anreize haben, eher auf ein "Evergreening" von Problemkrediten als auf deren Anerkennung zu setzen. Helfen würden hier effizientere Insolvenzverfahren. "Dazu gehören elektronische Anmeldungen, virtuelle Gerichtsverhandlungen sowie außergerichtliche oder hybride Lösungen", so die EZB.
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May 18, 2021 04:18 ET (08:18 GMT)
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