DJ De Guindos: EZB beunruhigt über hoch verschuldete Unternehmen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos beunruhigt, dass hoch verschuldete Unternehmen Probleme beim Überrollen ihrer Anleihen bekommen könnten. Bei der Vorstellung des aktuellen Finanzstabilitätsberichts wies de Guindos darauf hin, dass die bereits am höchsten verschuldeten Unternehmen ihre Schulden im vergangenen Jahr auch am stärksten erhöht hätten.
"Die am stärksten verschuldeten Firmen nähern sich Schuldenquoten von 300 Prozent und könnten vor Roll-Over-Risiken stehen", sagte er. Es sei nicht sicher, ob die Unternehmen mit diesen Risiken angemessen umgingen - oder ob die Risiken stattdessen größer und chaotischer würden und auf andere Sektoren übergriffen.
In ihrem Bericht warnt die EZB vor dem Risiko "ungeordneter Korrekturen in Segmenten des Finanzmarkts", die vor allem Nicht-Banken mit einer hohen Exponierung gegenüber schwachen Unternehmen treffen könnten. Mit Nicht-Banken sind vor allem Versicherer und Investmentfonds gemeint.
Die EZB will mit günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, Haushalte und Regierungen die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie unterstützen. Zugleich haben die Regierungen Kreditgarantien abgegeben und Insolvenzantragspflichten zeitweise gelockert. "Wir denken, dass der Abstand zwischen dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts und dem Anstieg der Insolvenzen größer als normalerweise sein wird", sagte de Guindos.
Er persönlich sei der Meinung, dass die Länder ihre Hilfsmaßnahmen im Zweifelsfall länger aufrechterhalten sollten. Im offiziellen Bericht schrieb der EZB-Vizepräsident, die breite Unterstützung, vor allem für Unternehmen, könnte seiner Ansicht nach allmählich einer gezielteren Unterstützung Platz machen.
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May 19, 2021 05:16 ET (09:16 GMT)
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