
DJ Merkel: Europa muss innovater und produktiver werden
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Deutschland und Europa ermahnt, gemeinsam größere langfristige Anstrengungen bei wirtschaftlichen Innovationen zu unternehmen, um im globalen Wettbewerb mit den USA und China mithalten zu können. Schlüsseltechnologien müssten erforscht, entwickelt und angewendet werden, damit das europäische soziale und wirtschaftliche Modell im Systemwettkampf bestehen könne. Hier plädiere sie für einen europäischen und nicht nationalen Ansatz, was auch für die mRNA-Impfstoffe gelten sollte.
"Gerade in Krisenzeiten wie diesen entscheidet es sich, wie die internationalen Wettbewerbsverhältnisse in den Folgejahren aussehen werden. Wir sehen, dass vor allem die USA und China derzeit gewaltige Summen in den Wiederaufschwung nach der Krise investieren. Und sie setzen dabei andere Standards", erklärte Merkel bei einer Veranstaltung des Stifterverbands Wissenschaft. "Wenn uns mit unserem europäischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell, mit unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit und lebenswerter Zukunft behaupten wollen, dann müssen wir innovativer, produktiver als andere Teile der Welt sein und in vielem auch schneller werden."
Deutschland und Europa dürfen sich nicht mit kurzfristiger Krisenbewältigung begnügen, sondern müssen sich strategisch auf mehr Kompetenzen und technologische Souveränität einstellen und darauf hinarbeiten, mahnte die CDU-Politikerin. Europa müsse Grundfertigkeiten bei den Technologien haben.
Technologische Souveränität
Dies bedeutete, dass Deutschland und Europa widerstandsfähiger werden müssten im Fall von Krisen. Wichtig sei auch, dass man als Lehre aus der Corona-Krise in Zukunft auf "wasserdichte Verträge" hinarbeiten müsse, damit die Lieferketten Bestand haben könnten. "Da brauchen wir eine neue Verlässlichkeit, sonst wird Souveränität zur Autarkie", so Merkel.
Weiterhin gab sie zu bedenken, dass bei Technologieführerschaft eine Mitgestaltung globaler Entwicklungen nach den eigenen Vorstellungen ermöglicht und erleichtert werde.
"Denn trotz der Agenda 2030 und ihrer Nachhaltigkeitsziele, auf die sich die Weltgemeinschaft ja verständigt hat, ist es doch keineswegs so, dass sich unsere Vorstellungen von Nachhaltigkeit mit denen von allen anderen decken", sagte Merkel. "Umso wichtiger ist es, gerade als Europäer Kräfte zu bündeln, eben auch in Forschung und Innovation gut zusammenzuarbeiten."
Merkel betonte, auch bei stärkerem wirtschaftlichem Wachstum werde in Deutschland der prozentuale Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nicht sinken, sondern sich vielmehr 3,5 Prozent annähern.
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May 19, 2021 08:01 ET (12:01 GMT)
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