DJ EZB/Enria: Müssen NPL-Werkzeugkasten vielleicht noch verbessern
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Behörden müssen ihr Instrumentarium für den Umgang mit notleidenden Bankkrediten (NPL - Non-performing Loans) nach Ansicht des Chefs der EZB-Bankenaufsicht, Andreas Enria, möglicherweise verstärken, wenn die Entwicklung im Zuge der Corona-Krise ungünstiger als derzeit erwartet verlaufen sollte. "Wenn es soweit kommt, müssen wir uns den Werkzeugkasten noch einmal angucken und sehen, ob wir hier und da eine Verstärkung brauchen. "Ich bin weiterhin nicht völlig sicher, ob wir, wenn die Hitze groß wird, stark genug sind, um damit fertig zu werden", sagte Enria.
Enria verwies darauf, dass eine 2020 angestellte Schwachstellenanalyse ergeben habe, dass entsprechend den Vorschlägen der EU-Kommission nur "eine Handvoll Banken" berechtigt gewesen wäre, eine vorbeugende Rekapitalisierung in Anspruch zu nehmen und damit die Hilfe einer Asset Management Company (einer Bad Bank).
Die tatsächliche Entwicklung der notleidenden Kredite ist Enria zufolge derzeit noch schwer absehbar. Die aus Moratorien oder anderen Schutzmaßnahmen kommenden Kredite entwickelten sich etwas schlechter als die übrigen, es sei aber kein deutlicher Anstieg der NPL feststellbar. Banken zögerten aber, Kredite rasch als wertgemindert (Stufe 2) einzustufen und beförderten sie derzeit oft direkt von Stufe 1 (performing) in die Stufe 3 (non-performing).
Finanzmärkte, Analysten und die Institute selbst sind laut Enria in Hinblick auf die Kreditrisiken optimistischer als die Europäische Zentralbank (EZB). Der derzeit zu beobachtende Rückgang der Rückstellungen könnte sich als voreilig erweisen, wenn die Insolvenzen dann doch stiegen, sagte er.
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May 19, 2021 11:27 ET (15:27 GMT)
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