VILNIUS (dpa-AFX) - Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat sich besorgt gezeigt über den Verbleib des Oppositionsaktivisten und Bloggers Roman Protassewitsch. "Es ist der zweite Tag seit der Festnahme von Roman Protassewitsch, und wir wissen immer noch nicht, wo er ist oder wie es ihm geht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er jetzt von Mitgliedern der Sondereinheiten gefoltert wird", sagte Tichanowskaja der Agentur BNS am Montag in Vilnius. Sie stehe in Kontakt mit den Eltern von Protassewitsch.
Tichanowskaja zufolge ist neben dem Aktivisten auch dessen Freundin festgenommen worden. Die 23-jährige Studentin sei in das berüchtigte Okrestina-Gefängnis in Minsk gebracht worden, sagte die Bürgerrechtlerin unter Berufung auf Angehörige der Frau. Was ihr vorgeworfen werde, sei nicht bekannt. Die russische Botschaft in Minsk hatte zuvor die Festnahmen bestätigt.
Behörden der autoritär regierten Republik hatten am Sonntag ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius zur Landung gezwungen. An Bord der Maschine war nach Angaben von Menschenrechtlern auch der von Lukaschenko international gesuchte Blogger. Einen Tag nach der erzwungenen Landung bestätigte das belarussische Innenministerium, dass der Blogger festgenommen wurde.
"Jetzt versteht jeder, dass nicht nur Belarussen bedroht sind. Es wurde ein Akt des Staatsterrorismus begangen. Jeder Passagier in einem Flugzeug, das über Weißrussland fliegt, ist jetzt in Gefahr. Das Regime hat unser Land zu einem Nordkorea inmitten von Europa gemacht", meinte Tichanowskaja.
Der frühere Kulturminister Pawel Latuschko, der in der EU als Oppositioneller im Exil lebt, rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, Lukaschenko und sein Umfeld als Terroristen einzustufen. Dies werde Russland nicht erlauben, Lukaschenko weiterhin zu unterstützen. "Wir brauchen diese Entscheidung."/awe/DP/he