DJ Dekabank: EZB sollte Beendigung PEPP nicht unnötig hinauszögern
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Dekabank-Analyst Kristian Tödtmann ihre Geldpolitik über kurz oder lang straffen. Allerdings sieht Tödtmann ein überwiegendes Risiko, dass die "Normalisierung" der Geldpolitik nicht ganz so rasch ablaufen wird, wie manche Marktteilnehmer das erwarten. "Der erste wichtige Schritt des geldpolitischen Ausstiegs besteht darin, dass die EZB die Wertpapierkäufe des (Pandemiekaufprogramms) PEPP zunächst reduziert und vermutlich im Frühjahr 2022 ganz einstellt", schreibt Tödtmann in einer Analyse.
Damit sollte die EZB laut Tödtmann auch nicht unnötig lange warten, weil sie dieses Programm vor allem mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Realwirtschaft und die Transmission der Geldpolitik begründet habe. "Viele dieser Gründe haben sich bereits abgeschwächt und sollten mittelfristig weiter in den Hintergrund treten, sodass das PEPP seine Daseinsberechtigung verliert", konstatiert der Analyst.
Der Wegfall eines großen Teils der Anleihekäufe der EZB werde auf den Rentenmärkten das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage signifikant verändern. "Insofern sind die derzeitigen Marktbewegungen - mit einer Versteilerung der Bundkurve und einer Ausweitung zumindest einiger Risikoprämien - im Prinzip angemessen", analysiert Tödtmann. Aber wie immer mache die Dosis das Gift.
"Wenn die EZB die nächsten Anpassungen am PEPP vornimmt - wahrscheinlich schon bei ihrer Ratssitzung am 10. Juni - sollte sie klarstellen, dass sie damit keinen zukünftigen Entscheidungen vorgreift", fährt der Dekabank-Analyst fort. So sollte ein wieder geringeres Tempo dieser Anleihekäufe nicht als Signal verstanden werden, dass das Ende dieses Programms bereits beschlossene Sache wäre. "Vor allem aber sollte die EZB vermeiden, dass Änderungen am PEPP auch auf die Markterwartungen über das (Anleihekaufprogramm) APP und die zukünftigen Leitzinsen ausstrahlen."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha
(END) Dow Jones Newswires
May 26, 2021 09:26 ET (13:26 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.