DJ Bayer kündigt Fünf-Punkte-Plan für künftige Glyphosat-Klagen an
FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer hat Maßnahmen zur Lösung potenzieller künftiger Glyphosat-Klagen angekündigt, nachdem der zuständige Richter Vince Chhabria die vorläufige Genehmigung einer angestrebten Einigung mit den Klägeranwälten verweigert hatte. Das neue Maßnahmenpaket umfasst sowohl rechtliche als auch kommerzielle Schritte, die dazu dienen, mit den Risiken aus dem Rechtskomplex in einer Weise umzugehen, die mit dem bislang vorgeschlagenen Lösungsmechanismus vergleichbar ist, wie der DAX-Konzern mitteilte.
Laut Bayer ist es unmöglich, den vorgeschlagenen nationalen Lösungsmechanismus unter der Aufsicht dieses Gerichts weiterzuentwickeln. Es gebe aber rechtliche und kommerzielle Maßnahmen, die in Summe ähnliche Sicherheit in Bezug auf mögliche künftige Klagen schaffen sollen.
Bayer betonte erneut die Sicherheit von Glyphosat-basierten Herbiziden. Vergangene Woche habe die US-Umweltbehörde EPA bei einem US-Berufungsgericht eine Stellungnahme eingereicht, in der sie erneut bestätigt habe, dass von Glyphosat "keine bedenklichen Risiken für die menschliche Gesundheit ausgehen".
Der Plan der dennoch bestehenden Rechtsrisiken umfasst fünf Maßnahmen: So will Bayer auf einer Internetseite mit wissenschaftlichen Studien über die Sicherheit von Glyphosat-basierten Produkten informieren und Hinweise auf Etiketten von Roundup-Produkten drucken. Bayer will die Seite einrichten und für alle Kundengruppen bewerben, um eine zentrale Plattform zu schaffen, auf der Nutzer wesentliche Studien finden, um selbst über den Einsatz der Produkte zu entscheiden.
Bayer will zweitens weiterhin auf dem US-Privatkundenmarkt aktiv sein, aber "über die Zukunft von Glyphosat-basierten Produkten auf diesem Markt diskutieren", da die überwiegende Mehrheit der Kläger im Glyphosat-Rechtsstreit behaupte, Roundup-Produkte für Privatzwecke verwendet zu haben. Diese Diskussionen sollen nicht die Verfügbarkeit von Glyphosat-basierten Produkten für professionelle Nutzer und die Landwirtschaft betreffen.
Bayer will drittens andere Lösungen für potenzielle künftige Klagen zu Roundup prüfen. Solche Programme sollen helfen, potenzielle künftige Klagen von Einzelpersonen beizulegen. Zudem prüft Bayer, wie ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium eingerichtet werden könnte, in dem externe Experten die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Sicherheit von Roundup überprüfen. Das Unternehmen zeigte sich viertens weiterhin offen für Vergleichsverhandlungen soweit die Kläger den Teilnahmekriterien entsprechen und "angemessene" Ergebnisse erreicht werden können. Bayer möchte die Klagen gütlich beilegen, um die Rechtsstreitigkeiten und Haftungsrisiken zu beenden, allerdings behält sich das Unternehmen vor, regelmäßig zu prüfen, ob dieser Ansatz noch im besten Interesse des Unternehmens ist.
Im Juni 2020 hat Bayer einen umfassenden Lösungsansatz für alle aktuellen Klagen vorgestellt und vor kurzem berichtet, dass der Großteil - rund 96.000 - verglichen sind, derzeit verglichen werden oder nicht den Kriterien für einen Vergleich entsprechen.
Zuletzt will Bayer die Berufungsverfahren in den beiden Fällen Hardeman und Pilliod weiter betreiben. Das soll künftige Haftungsrisiken reduzieren. Auch der Fall Carson, der derzeit beim Berufungsgericht für den 11-ten Circuit liegt, betrifft das für diesen Rechtsstreit zentrale Argument der Federal Preemption - also die Frage, ob Ansprüche nach einzelstaatlichem Recht wegen angeblich fehlerhafter Warnungen bestehen können, wenn sie mit Bundesrecht kollidieren.
Bayer zeigte sich überzeugt, dass dieser neue Fünf-Punkte-Plan aus rechtlichen und kommerziellen Maßnahmen ein guter Weg sei, um die Risiken durch mögliche künftige Rechtstreitigkeiten zu Roundupzu minimieren.
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May 27, 2021 00:28 ET (04:28 GMT)
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