DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Bundesländer melden höhere Verbraucherpreise für Mai
Die Energiepreise sorgen im Mai weiter für einen stärkeren Preisauftrieb in Deutschland. So meldete etwa das Statistische Landesamt in Bayern einen Anstieg der Jahresinflation von 2,0 auf 2,6 Prozent. In Baden-Württemberg erhöhte sich die Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen von 2,1 auf 2,5 Prozent, in Nordrhein-Westfalen von 2,1 auf 2,6 Prozent. Für Gesamtdeutschland (Bekanntgabe um 14.00 Uhr) erwarten Volkswirte, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,3 (April: 0,7) Prozent gestiegen sind. Die jährliche Inflationsrate soll der Prognose zufolge auf 2,4 (2,0) Prozent klettern.
EZB: Kreditvergabe wächst langsamer - Unternehmenskredite sinken
Das Wachstum der Kreditvergabe im Euroraum hat sich im April unerwartet verlangsamt. Stärkere Zuwächse bei Krediten an private Haushalte konnten rückläufige Wachstumsraten bei Krediten an Unternehmen und Regierungen nicht ausgleichen. Die Kreditvergabe an Unternehmen sank gegenüber dem Vormonat spürbar. Das Wachstum der Buchkreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen verlangsamte sich nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) auf eine Jahresrate von 3,2 Prozent. Im März waren es noch 5,3 und im Februar 7,0 Prozent gewesen.
Commerzbank: M3 wächst wegen Sonderfaktoren langsamer
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer führt den unerwartet deutlichen Rückgang des Wachstums der Geldmenge M3 im April auf Sonderfaktoren zurück. "Unmittelbar nach dem Ausbruch von Corona im vergangenen Jahr hatten die Banken den Staaten und Unternehmen massiv mehr Kredite gewährt. Verglichen mit dieser erhöhten Basis fallen die Vorjahresvergleiche nun nicht mehr so hoch aus", schreibt Krämer in einem Kommentar.
KfW: Kreditnachfrage im Euroraum verlangsamt
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sieht hinter dem deutlich geringeren Kreditwachstum im Euroraum im April nicht nur pandemiebedingte Basiseffekte, sondern auch eine geringere Kreditnachfrage. "Neben Sondereffekten spielen auch straffere Kreditvergabekonditionen und die Auszahlung staatlicher Finanzhilfen eine Rolle", schreibt sie in einem Kommentar. Letztere hätten Unternehmen vor weiteren Umsatzeinbußen geschützt und den Bedarf an zusätzlicher externer Finanzierung verringert.
OECD hebt Wachstumsprognosen für 2021 und 2022 an
Die Aussichten für das Weltwirtschaftswachstum haben sich nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wegen der Eindämmung der Corona-Pandemie in vielen Industrie- und Schwellenländern verbessert. In ihrem aktuellen Wirtschaftsausblick weist die OECD allerdings auf anhaltende Ausbrüche der Pandemie in vielen Teilen der Welt hin, die die Erholung gefährden könnten. Die OECD erwartet, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 und 2022 um 5,8 und 4,4 Prozent steigen wird. In ihrem Prognose-Update von Anfang März hatte sie Wachstumsraten von 5,6 und 4,0 Prozent prognostiziert.
BA: Nachfrage nach Arbeitskräften setzt Erholung fort
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland hat nach der verhaltenen Entwicklung während der Wintermonate im Mai ihre Erholung fortgesetzt. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) stieg um 4 Punkte auf 108 Zähler, wie die Bundesagentur mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat, in dem die Nachfrage in Folge der Auswirkungen der Pandemiemaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt den Tiefpunkt seit Beginn der Corona-Krise erreichten, liegt der BA-X 17 Punkte im Plus.
Frankreich rechnet 2021 mit Rekorddefizit wegen Corona
Wegen der Corona-Pandemie rechnet Frankreich im laufenden Jahr mit einem Rekorddefizit von 9,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire begründete dies im Fernsehsender France 2 mit den milliardenschweren Hilfen "zum Schutz der Wirtschaft". Die EU-Defizitgrenze liegt normalerweise bei 3 Prozent, der Stabilitätspakt ist wegen der Pandemie aber derzeit ausgesetzt. Paris wirbt mittelfristig für eine Änderung der Regeln.
Österreichs BIP fällt im ersten Quartal spürbar
Die Lage der österreichischen Wirtschaft bleibt nach dem schwersten Einbruch der Nachkriegszeit im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie angespannt. Im ersten Quartal 2021 fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und arbeitstagbereinigt um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die Statistik Austria berichtete. Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag der Rückgang bei 5,5 Prozent.
Inflation in Spanien steigt im Mai auf 2,4 Prozent
Der Inflationsdruck in Spanien hat sich im Mai erhöht. Nach Angaben der Statistikbehörde INE stieg der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 2,4 Prozent. Im April hatte der Wert 2,0 Prozent betragen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten für Mai mit einem Anstieg auf 2,4 Prozent gerechnet.
Türkische Wirtschaft wächst im ersten Quartal kräftig
Die türkische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 7,0 Prozent gewachsen. Nach Angaben des türkischen Statistikamtes stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte um 7,4 Prozent, die Konsumausgaben des Staates um 1,3 Prozent und die Bruttoanlageinvestitionen um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Bundesfinanzhof fällt wegweisendes Urteil zu Rentenbesteuerung
Der Bundesfinanzhof hat ein wegweisendes Urteil für viele aktuelle und zukünftige Rentner gefällt. In dem am Montag verkündeten Urteil wies das oberste deutsche Finanzgericht in München zwar die Klage eines Rentners wegen des Vorwurfs der Doppelbesteuerung zurück, dafür legte der Bundesfinanzhof erstmals Berechnungsgrundlagen für die Ermittlung einer doppelten Besteuerung fest. Diese zwingen nach Einschätzung des Bunds der Steuerzahler die aktuelle oder künftige Bundesregierung zu gesetzlichen Änderungen, um die verbotene Doppelbesteuerung zu vermeiden.
Auch zweiter Kläger verliert wegen Doppelbesteuerung vor Bundesfinanzhof
Bei privaten Renten kann es nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs systembedingt keine verbotene doppelte Besteuerung geben. Mit dieser Begründung wies das Gericht in München die Klage eines Zahnarztes im Ruhestand und von dessen Frau ab, die wegen des Vorwurfs einer verbotenen Doppelbesteuerung gegen ihren Steuerbescheid vorgegangen waren. Der Mann bezog neben der gesetzlichen Rente noch rund 20 weitere private Renten.
Karliczek warnt vor "ernstzunehmenden Kostenfaktor" von Long-Covid
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat angesichts der hohen Zahl an Long-Covid-Erkrankten vor einer "großen Herausforderung" für die Gesellschaft und einem "ernstzunehmenden Kostenfaktor" für das Gesundheitssystem gewarnt. Nötig sei eine Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von Covid-19, die im Grunde eine neue Erkrankung seien. Der Bund stellt für die Erforschung der Langzeitfolgen 5 Millionen Euro zur Verfügung.
China lockert strenge Zwei-Kind-Politik und erlaubt Paaren drei Kinder
Peking hat seine strenge Zwei-Kind-Politik gelockert und erlaubt Paaren künftig, drei Kinder zu bekommen. Die Maßnahme werde helfen, um "aktiv auf die alternde Bevölkerung zu reagieren", gab die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bekannt. Sie berief sich auf ein Treffen des Politbüros, das am Montag unter Führung von Präsident Xi Jinping stattfand. Die Entscheidung erfolgt nach einer Volkszählung Ende vergangenen Jahres, die einen starken Rückgang der Geburtenrate im bevölkerungsreichsten Land der Erde verzeichnete.
+++ Konjunkturdaten +++
Italien/Verbraucherpreise Mai vorl. unverändert gg Vm, +1,3% gg Vj
Italien/Verbraucherpreise Mai PROG: unverändert gg Vm, +1,4% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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May 31, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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