DJ EZB/Elderson: Zentralbanken stehen bei Klimaschutz erst am Anfang
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zentralbanken stehen bei der Berücksichtigung von Umweltaspekten in ihrer Politik nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Frank Elderson erst am Anfang. Bei der Green Swan Conferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sagte Elderson, Zentralbanken müssten möglicherweise nicht nur Klima- sondern auch andere Umweltrisiken berücksichtigen. Auch sollten sie sich des Risikos bewusst sein, dass sie wegen unterlassener Maßnahmen verklagt werden könnten.
"Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass sowohl die Aufsichtsbehörden als auch die Finanzinstitute noch am Anfang des Weges hin zu einem soliden Management von klimabezogenen und ökologischen Risiken stehen", sagte Elderson laut veröffentlichtem Redetext in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Network for Greening the Financial System (NGFS). Daher sei zu erwarten, dass die Leitlinien im Laufe der Zeit verfeinert und die Messlatte höher gelegt werde, wenn sich Fachwissen und Vorschriften weiterentwickelten und die Fähigkeiten verbessert würden.
Als ein neues Problemfeld, das Zentralbanken in ihrer Tätigkeit möglicherweise beachten müssen, hat Elderson den Artenschutz ausgemacht. "Zusammen mit dem Forschungspartner Inspire wird das NGFS in Kürze die Skizze eines Forschungsvorschlags zu den finanziellen Stabilitätsrisiken des Biodiversitätsverlustes veröffentlichen", sagte er. Das NGFS verstehe sich als eine Organisation, die "Grenzen verschieben" wolle.
Elderson zufolge tragen Regierungen die Hauptverantwortung für die Bewältigung der Klima- und Umweltkrisen, und Zentralbanken und Aufsichtsbehörden sollten ihr Mandat natürlich nicht überschreiten. Allerdings besteht das rechtliche Risiko, wegen Unterlassung und Nichteinhaltung rechtlicher Verpflichtungen verklagt zu werden. "In den letzten Jahren haben wir einen steilen Anstieg von Klima- und Umweltklagen beobachtet, die häufiger als früher erfolgreich waren", sagte Elderson.
Meist habe das Unternehmen oder Regierungen betroffen, "aber auch Zentralbanken und Aufsichtsbehörden können dieser Art von Prozessrisiko ausgesetzt sein, genau wie die von ihnen beaufsichtigten Finanzinstitute", sagte er. Die Auswirkungen dieser rechtlichen Risiken für die Durchführung ihrer Politik und für die Stabilität des Finanzsystems müssten von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden ebenfalls berücksichtigen.
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June 03, 2021 10:42 ET (14:42 GMT)
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