DJ EZB rechnet mit etwas höheren Inflations- und Wachstumsraten
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich auf etwas mehr Wirtschaftswachstum und Inflation im laufenden Jahr ein, sieht aber nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde weiterhin pandemiebedingte Risiken für den Ausblick. Wie Lagarde in ihrer Pressekonferenz nach der jüngsten Sitzung des EZB-Rats mitteilte, rechnet der volkswirtschaftliche Stab der EZB für 2021 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,6 Prozent. Das ist etwas mehr als die im April prognostizierten 4,0 Prozent. Die Wachstumsprognosen für 2022 und 2023 wurden auf 4,7 (4,1) und 2,1 (2,1) Prozent aktualisiert.
Zugleich rechnet der EZB-Stab mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,9 (1,5) Prozent im laufenden und 1,5 (1,2) Prozent im nächsten Jahr. Für 2023 wird weiterhin eine Teuerungsrate von 1,4 Prozent erwartet. Dort sieht die EZB 2023 auch die Kerninflationsrate. Die EZB strebt gemäß ihrer aktuellen geldpolitischen Strategie mittelfristig eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent an. Dieses Ziel könnte sie aber demnächst zugunsten eines Ziels von glatt 2 Prozent aufgeben.
Lagarde sagte, Indikatoren deuteten darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal wieder wachsen und sich im zweiten Halbjahr stark erholen werde. Die Risiken für den mittelfristigen Wachstumsausblick seien im Großen und Ganzen ausgewogener. "Die jüngsten Daten signalisieren einen Aufschwung im Dienstleistungssektor und eine anhaltende Dynamik im verarbeitenden Gewerbe", sagte Lagarde.
Zu den Inflationsaussichten sagte sie, die Inflation dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen. Der unterliegende Inflationsdruck sollte in diesem Jahr aufgrund kurzfristiger Lieferschwierigkeiten und einer Nachfrageerholung steigen, aber insgesamt schwach bleiben. Gründe dafür seien der geringe Lohndruck und die Aufwertung des Euro. "Die Inflation dürfte in den nächsten Jahren unter unserem Ziel bleiben", sagte sie.
Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen und die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert gelassen. Bestätigt wurde für das dritte Quartal auch das erhöhte Tempo der Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP.
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June 10, 2021 08:57 ET (12:57 GMT)
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