DJ ÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
US-Preise steigen mit höchster Jahresrate seit fast 13 Jahren
Die US-Verbraucherpreise sind im Mai weiter stark gestiegen und erreichten mit einem Plus von 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr die höchste jährliche Inflationsrate seit fast 13 Jahren. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, kletterten die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet. Dadurch erhöhte sich die Jahresteuerung auf 5,0 (Vormonat: 4,2) Prozent. Das ist die höchste Steigerung seit August 2008.
Commerzbank: US-Inflation setzt Fed unter Druck
Nach Ansicht der Commerzbank wurde die Fed, wie fast alle anderen Beobachter auch, von dem starken US-Preisanstieg in den jüngsten Monaten überrascht. "Die Fed betont zwar ein ums andere Mal, dass dieser Preisanstieg vorwiegend auf Sondereffekte zurückzuführen ist und geht mittelfristig wieder von einer Beruhigung aus. Allerdings muss die Fed aufpassen, dass die hohen aktuellen Inflationsraten nicht die Inflationserwartungen aus ihrer Verankerung reißen", schreiben die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner.
VP Bank sieht Sondereffekte bei US-Inflation
Der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, Thomas Gitzel, geht davon aus, dass es sich bei dem Preisschub in den USA im Wesentlichen um Sondereffekte handelt. Die Corona-Pandemie habe das Preisgefüge so stark durcheinandergewirbelt, dass es zu einer Vielzahl nur schwer kalkulierbarer Effekte komme. "Es braucht gewisse Zeit, ehe sich der aufgewirbelte Preisstaub wieder legt. Gerade deshalb schaut man an den Finanzmärkten mittlerweile gelassen auf die Inflationsentwicklung", schreibt Gitzel in einem Kommentar.
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gesunken
Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 5. Juni abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 9.000 auf 376.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit der Woche zum 14. März 2020. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 370.000 vorhergesagt.
US-Realeinkommen sinken im Mai erneut
Die Realeinkommen in den USA sind im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gesunken. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, hatte es auch im April einen Rückgang um 0,1 Prozent gegeben. Das durchschnittliche Wocheneinkommen betrug den Angaben der Behörde zufolge im Mai saison- und inflationsbereinigt 394,16 US-Dollar nach 394,74 Dollar im Vormonat.
EZB ändert Geldpolitik trotz höherer Inflationsprognosen nicht
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Geldpolitik unverändert gelassen. Wie weithin erwartet, bestätigte sie das erhöhte monatliche Tempo der Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP, obwohl die Wachstums- und Inflationsprognosen für 2021 und 2022 angehoben wurden und die Risikobeurteilung freundlicher als zuvor ausfiel. Der Rat stimmte den Vorschlägen nach einigen Diskussionen zu, Präsidentin Christine Lagarde sprach von einer Politik der "ruhigen Hand" und äußerte sich unbesorgt über steigende Inflationsraten, die ihrer Einschätzung nach vorübergehender Natur sind.
Lagarde: Inflation weit von Ziel entfernt - Kerninflation bewegt sich
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht besorgt über den jüngsten Anstieg der Inflationsraten, da dieser vor allem auf vorübergehenden Faktoren beruhe. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der aktuellen Ratssitzung, die Wirtschaft des Euroraums bestehe zu 60 Prozent aus Dienstleistungen, und dieser Sektor wiederum vor allem "aus Arbeit". "Wir sehe nicht viel von Preisanstiegen im Dienstleistungssektor", sagte Lagarde. Bei den Löhnen in diesem Bereich gebe es nur kleine Bewegungen, man hoffe aber auf mehr.
Opec: Steigende Nachfrage wird Ölschwemme abbauen
Die Belebung der globalen Ölnachfrage wird sich nach Einschätzung der Opec in der zweiten Hälfte 2021 verstärken, während die Welt weiterhin die im vergangenen Jahr entstandene Angebotsschwemme abbaut. In ihrem monatlichen Marktbericht hob die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) Daten hervor, die zeigen, dass die Rohölvorräte der Industrieländer auf rund 34 Millionen Barrel über dem durchschnittlichen Niveau für den Zeitraum 2015 bis 2019 gesunken sind.
Rechnungshof tadelt kostspielige Pandemie-Entscheidungen des Bundes
Der Bundesrechnungshof hat scharfe Kritik an kostspieligen Entscheidungen der Bundesregierung in der Corona-Pandemie geübt und eine strengere Kontrolle der Ausgaben verlangt. Die Regierung müsse "bei künftigen Maßnahmen zu Lasten der Steuerzahler stärker auf eine ordnungsgemäße und wirtschaftliche Mittelverwendung achten", heißt es in einem Bericht der Rechnungsprüfer, der AFP vorlag. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte Verbesserungen an.
VDMA sieht wieder Wachstum in Robotik und Automation
Nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr sieht der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für Robotik und Automation 2021 nun wieder Wachstum. Der Branchenumsatz werde um 11 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro steigen, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.
Bitcoin im Visier einer strengen Bankenregulierung
Der oberste globale Standardsetzer für Bankenregulierung hat eine strenge Regel vorgeschlagen, die von den Banken verlangen würde, im Wesentlichen einen Dollar an Reserven für jeden Dollar an Bitcoin, den sie besitzen, beiseite zu legen. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, eine Gruppe globaler Zentralbanker und Aufsichtsbehörden, kündigte den Plan in einer öffentlichen Konsultation darüber an, wie er beabsichtigt, Kryptowährungsanlagen zu behandeln.
Macron-Angreifer muss für Ohrfeige vier Monate in Haft
Wegen einer Ohrfeige für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron muss der Angreifer für vier Monate ins Gefängnis. Ein Gericht im südfranzösischen Valence verurteilte Damien T. zu einer 18-monatigen Haftstrafe, davon wurden aber 14 Monate zur Bewährung ausgesetzt.
Brüssel ruft Polen wegen Vorrangs von EU-Recht zur Ordnung
Die EU-Kommission hat die polnische Regierung aufgefordert, den Vorrang von europäischem vor nationalem Recht anzuerkennen. EU-Justizkommissar Didier Reynders wandte sich nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP mit einem entsprechenden Schreiben an Europaminister Konrad Szymanski. Anlass ist eine Aufforderung von Regierungschef Mateusz Morawiecki an das polnische Verfassungsgericht, über den Vorrang der nationalen Verfassung vor EU-Recht zu entscheiden.
Europaparlament will mit Klage EU-Sanktionen bei Rechtsstaatsverstößen erzwingen
Das Europaparlament hat der EU-Kommission mit einer Klage wegen Untätigkeit beim Vorgehen gegen Rechtsstaatsverstöße gedroht. Die Abgeordneten setzten Brüssel eine letzte Frist von zwei Wochen, um einen neuen Sanktionsmechanismus anzuwenden, der zur Kürzung oder Streichung von EU-Geldern für Mitgliedstaaten führen kann. Ansonsten wollen sie vor den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg ziehen.
EU fordert Aufhebung von Exportbeschränkungen bei Corona-Impfstoffen
Die EU hat alle Staaten zur Aufhebung von Exportbeschränkungen für Corona-Impfstoffe und deren Bestandteile aufgefordert. Die Europäische Union habe mehr als 240 Millionen Impfstoffdosen in 90 Staaten exportiert, mehr als jede andere Region weltweit, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell per Videoschaltung vor dem UN-Sicherheitsrat.
China verabschiedet Gesetz zum Kontern ausländischer Sanktionen
China hat ein neues Gesetz verabschiedet, das mögliche Gegenreaktionen auf Sanktionen des Auslands festschreibt. Der am Donnerstag vom Nationalen Volkskongress verabschiedete Gesetzestext sieht unter anderem die Verweigerung von Einreisevisa, Abschiebungen sowie die Beschlagnahme von Vermögenswerten von Einzelpersonen oder Firmen vor, die sich an gegen chinesische Unternehmen oder Regierungsvertreter gerichtete Sanktionen des Auslands halten. Auch Familienangehörige von Betroffenen können unter solche Strafmaßnahmen fallen.
DJG/DJN/AFP/apo/sha
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June 10, 2021 13:02 ET (17:02 GMT)
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