DJ IMK: Wirtschaftsboom fast 20 Mal wahrscheinlicher als Rezession
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Coronavirus-Krise setzt sich fort, die Aussichten auf einen sehr kräftigen Aufschwung in diesem Jahr haben sich zuletzt weiter verbessert. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wahrscheinlichkeit für ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum, die der Indikator als "Boomwahrscheinlichkeit" ausweise, sei aktuell fast 20 Mal so hoch wie das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft demnächst in eine Rezession geraten könnte, hob das Institut hervor.
Konkret zeigt der Indikator für den Drei-Monats-Zeitraum von Juni bis Ende August eine mittlere Boomwahrscheinlichkeit von 71,3 Prozent an, während die Rezessionswahrscheinlichkeit nur 3,7 Prozent beträgt. Im Vergleich zum Mai sei die Boomwahrscheinlichkeit um 5,6 Prozentpunkte gestiegen und die Rezessionswahrscheinlichkeit um 0,3 Prozentpunkte zurückgegangen. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, hat um einen Prozentpunkt auf 4,2 Prozent zugenommen, bleibt aber auf einem historisch niedrigen Niveau. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator zeigt laut IMK "grün".
Die Ökonomen betonten, die aktuellen Ergebnisse des Konjunkturindikators stützten die Prognose, dass der Konjunkturaufschwung in Deutschland mit zunehmender Zahl geimpfter Personen an Breite und Stärke gewinnen werde. Denn neben dem schon seit längerem sehr starken Außenhandel lege mit zunehmender Lockerung der Auflagen zum Infektionsschutz auch die Binnennachfrage deutlich zu. "Dabei wird insbesondere der private Konsum aufgrund eines gewaltigen Nachholbedarfs eine hohe Dynamik entfalten", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld.
Wichtigster Faktor für die weitere Aufhellung der konjunkturellen Aussichten sei in den vergangenen Wochen die verbesserte Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Von den Finanzmärkten kämen eher positive, aber nicht ganz einheitliche Signale. Dass die Industrieproduktion nach den aktuellsten verfügbaren Daten im April leicht zurückgegangen sei, bremse den Aufwärtstrend des Indikators nur geringfügig. Temporäre Lieferengpässe bei einigen Rohstoffen und Mikrochips als Ursache dafür dürften nach Analyse des IMK im weiteren Jahresverlauf nachlassen.
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June 16, 2021 04:46 ET (08:46 GMT)
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