DJ RWI: Deutsche Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf
Von Andreas Kißler
ESSEN/BERLIN (Dow Jones)--Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr leicht von 3,6 auf 3,7 Prozent erhöht. Für das kommende Jahr geht es von einem Plus von 4,7 Prozent statt 3,0 Prozent aus, teilte das Institut in Essen mit. Die Arbeitslosenquote dürfte dieses Jahr 5,8 Prozent und im kommenden Jahr 5,2 Prozent betragen. Die Inflation dürfte in diesem Jahr bei 2,5 Prozent liegen, im kommenden Jahr bei 1,9 Prozent. Die Defizite der öffentlichen Haushalte dürften in diesem Jahr und 2022 nach den Berechnungen der Ökonomen voraussichtlich 160 respektive 68 Milliarden Euro betragen.
"Die Erholung von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie findet vor allem in diesem Jahr statt", erklärte das Institut. Das BIP werde das Vorkrisenniveau voraussichtlich zum Ende dieses Jahres erreichen. Insbesondere in den Dienstleistungsbereichen habe nach den Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen eine Erholung eingesetzt, die der Konjunktur Impulse geben dürfte. Hingegen sei zu erwarten, dass das Produzierende Gewerbe zunächst noch durch die zunehmenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten ausgebremst werde.
"Die Konjunktur in Deutschland nimmt im Zuge der Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen wieder Fahrt auf", sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Hierfür sei derzeit vor allem die Erholung in den Dienstleistungsbereichen verantwortlich. "Wirtschaftsleistung und privater Konsum dürften bis zum Jahresende das Vorkrisenniveau erreichen."
Mit den inzwischen gesunkenen Infektionszahlen und den sehr weitreichenden Lockerungen sei zu erwarten, dass die private Konsumnachfrage bereits im zweiten Quartal wieder deutlich steigt. Zum Jahreswechsel dürfte dann das Vorkrisenniveau überschritten werden. Am Arbeitsmarkt dürfte im weiteren Verlauf des Jahres die Zahl der Menschen in Kurzarbeit rasch zurückgehen und bereits im dritten Quartal das Vorkrisenniveau erreichen. Die Arbeitslosenquote dürfte im aktuellen Jahr leicht auf 5,8 Prozent sinken. 2022 dürfte sie dann deutlich auf 5,2 Prozent zurückgehen.
Die Verbraucherpreise seien seit Beginn dieses Jahres deutlich angestiegen und dürften zunächst hoch bleiben. Bedeutend für die Preisentwicklung im Prognosezeitraum dürfte vor allem sein, dass durch die Lieferengpässe bei einigen Rohstoffen und Vorprodukten die Preise dieser Güter zum Teil erheblich angestiegen seien. Das gelte insbesondere für die Großhandelspreise für Rohstoffe und Vorprodukte, wie Erze, Metalle sowie Roh- und Schnittholz.
Diese Engpässe dürften nur allmählich beseitigt werden, der durch sie ausgelöste Preisdruck mit abnehmender Wirkung noch bis Ende des Jahres bestehen bleiben. Für dieses Jahr erwartet das RWI daher im Durchschnitt eine Inflationsrate von 2,5 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte die Teuerung durchschnittlich 1,9 Prozent betragen.
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June 17, 2021 05:00 ET (09:00 GMT)
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