
DJ EZB: NPL-Volumen sinkt 2020 weiter - aber 37,5% mehr "Evergreening"
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Volumen der notleidenden Kredite (Non Performing Loans - NPL) der im Euroraum tätigen Inlandsbanken hat sich 2020 trotz der Corona-Krise weiter verringert. Allerdings nahm zugleich das Volumen der Kreditstundungen und -streckungen zu, und zwar vor allem in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Wie aus Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht, sank das NPL-Volumen per Ende 2020 um 11,4 (2019: 12,4) Prozent auf 480 (542) Milliarden Euro. Diese Zahl umfasst die in den 19 Ländern des Euroraums ansässigen Banken. Der Anteil notleidender Kredite an den insgesamt ausstehenden Krediten (NPL-Quote) ging auf 1,8 (2,2) Prozent zurück, während die Bilanzsumme aller Institute um 8,1 (2,8) Prozent stieg.
Die Daten zeigen, dass erneut besonders Italien (minus 22,6 Prozent), Griechenland (minus 21,6 Prozent) und Portugal (minus 19,1 Prozent) große Fortschritte beim Abbau notleidender Kredite gemacht haben. Griechenlands NPL-Quote betrug allerdings immer noch 19,8 (28,6) Prozent. Den niedrigsten Wert wies Deutschland mit 0,7 (0,7) Prozent auf.
Laut den EZB-Daten nahm die aggregierte Bilanzsumme deutscher Banken 2020 um 6,8 (minus 4,4 Prozent) zu, während die französischer, italienischer und spanischer Institute um 12,0 (plus 5,8), 7,2 (plus 10,7) und 4,6 (plus 3,4) Prozent stieg.
Oft umgehen Banken eine Deklarierung eines Kredits als "notleidend", indem sie den Kredit umstrukturieren, stunden oder die Zahlungsfrist verlängern, ehe jene 90 Tage ohne Zahlung abgelaufen sind, die aus einem Kredit ein notleidendes Darlehen machen. Diese Praxis wird "Evergreening" genannt. Die EZB spricht von "forbearance measures".
Das Volumen dieser Kredite nahm im Euroraum um 37,5 (minus 10,0) Prozent auf 180,9 (131,6) Milliarden Euro zu. Der größte Teil von ihnen lag in Deutschland (34,0 nach 11,7 Milliarden Euro), den Niederlanden (31,7 nach 14,1 Milliarden Euro), in Spanien (30,9 nach 35,6 Milliarden Euro) und in Frankreich (23,7 nach 13,0 Milliarden Euro).
Die EZB rechnet damit, dass das NPL-Volumen wegen der Pandemie wieder steigen wird. Derzeit ist wegen diverser Sonderregelungen nicht absehbar, wie stark dieser Anstieg ausfallen wird.
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Notleidende Kredite Stundung/Streckung (NPL) Mrd Euro 4Q Mrd Euro 4Q 2020 2019 2020 2019 AT 12,0 11,3 6,6 2,6 BE 8,2 8,1 3,3 1,7 CY 4,1 6,8 0,9 1,3 DE 48,0 43,8 34,0 11,7 EE 0,4 0,5 0,5 0,3 ES 72,3 81,8 30,9 35,6 FI 8,2 7,4 5,2 3,4 FR 119,1 119,9 23,7 13,0 GR 57,8 73,7 12,5 14,6 IE -- -- -- -- IT 86,2 127,8 20,9 23,9 LT 0,1 0,1 0,1 0,0 LU 1,6 1,3 1,1 0,4 LV 0,3 0,4 0,2 0,0 MT 0,7 0,5 0,2 0,1 NL 39,1 36,3 31,7 14,1 PT 10,8 13,3 5,1 4,7 SI 0,6 0,6 0,1 0,1 SK 0,5 0,5 0,1 0,1 EZ 480,0 542,0 180,9 131,6 Bilanz Banken 4Q NPL-Quote 4Q Mrd Euro % der Bilanzsumme 2020 2019 2020 2019 AT 943 850 1,3 1,3 BE 573 519 1,4 1,6 CY 46 45 8,9 15,1 DE 6455 6044 0,7 0,7 EE 22 19 1,8 2,6 ES 3657 3497 2,0 2,3 FI 734 719 1,1 1,0 FR 8153 7280 1,5 1,6 GR 292 258 19,8 28,6 IE 246 232 -- -- IT 2878 2679 3,0 4,8 LT 4 3 2,5 3,3 LU 125 116 1,3 1,1 LV 8 8 3,8 5,0 MT 25 22 2,8 2,3 NL 2465 2329 1,6 1,6 PT 281 268 3,8 5,0 SI 26 23 2,3 2,6 SK 13 13 3,8 3,8 EZ 26948 24926 1,8 2,2
Quelle Daten: EZB
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June 25, 2021 03:23 ET (07:23 GMT)
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