DJ Bundesrat billigt Einführung der Frauenquote in Vorständen
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesrat hat die Einführung einer Frauenquote in Vorständen von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen gebilligt. Künftig muss bei mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau am Tisch sitzen. Die deutsche Wirtschaft hat im Vorfeld der Abstimmung gewarnt, dass die Quote eine große Herausforderung sei und man eine per Gesetz vorgeschriebene Personalpolitik kritisch sehe.
Außerdem legt das Gesetz fest, dass Vorstände aufgrund von längeren Abwesenheiten durch Mutterschutz, Elternzeit, Krankheit oder der Pflege von Angehörigen ihr Vorstandsmandat nicht niederlegen müssen.
Vorständinnen erhalten künftig einen Anspruch auf Mutterschutz entsprechend der gesetzlichen Mutterschutzfristen. Außerdem dürfen Auszeiten bis zu drei Monaten für Elternzeit, Pflege von Angehörigen oder Krankheit ferner künftig nur dann versagt werden, wenn wichtige unternehmerische Interessen entgegenstehen.
Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) sagte im Bundesrat, das Gesetz sei ein "wichtiger Meilenstein", dem nun noch weitere Schritte folgen müssten. Katja Meier, sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, sagte hingegen, das Gesetz gehe nicht weit genug. "Der Kompromiss der großen Koalition zwischen der prinzipiellen Ablehnung jeglicher Quoten und der Forderung nach einer wirksamen Quote ist leider nicht mehr als ein Placebo", so Meier. Man habe die Chance verspielt, einen Beitrag zur neuen Unternehmenskultur zu leisten, in der gemischte Führungsteams ausgewogenere und damit auch bessere Arbeitsergebnisse erzielten.
Nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) müssen 64 Unternehmen die neue Regelung erfüllen, 42 davon tun dies bereits. Aktuell liegt der Frauenanteil in den Vorständen der betroffenen DAX-Unternehmen bei 16 Prozent nach knapp 12 Prozent vor gut einem halben Jahr, als die Koalition sich auf Grundzüge der Quote verständigte. Das DIW sieht in dem jüngsten Anstieg bei der Quote "Antizipationseffekte" als Ursache.
Bislang gibt es lediglich eine Frauenquote in Aufsichtsräten bei börsennotierten und voll mitbestimmter Firmen. Die bereits 2015 eingeführte Quote für die Aufsichtsräte hat zu einem Anstieg der Repräsentanz von Frauen geführt. Danach kletterte die Frauenquote bei den betroffenen Unternehmen von 25 Prozent im Jahr 2015 auf 35,2 Prozent im Jahr 2020.
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June 25, 2021 05:19 ET (09:19 GMT)
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