DJ BIZ: Corona lässt Hauspreise ungewöhnlich stark steigen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Corona-Pandemie hat zu einem weltweit Anstieg der Hauspreise geführt, der nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in vielen Fällen stärker als fundamental gerechtfertigt ausfiel - auch in Deutschland. Dies berge das Risiko späterer großer Preiskorrekturen und könnte das mittelfristige Wirtschaftswachstum mindern, mahnte die BIZ.
"Ein Anstieg der Hauspreise während einer Rezession ist nichts Ungewöhnliches, unter anderem, weil die akkommodierende Geldpolitik zur Ankurbelung der Wirtschaft auch die Preise von Vermögenswerten stützt, aber die jüngsten Anstiege waren ungewöhnlich hoch", schreibt die BIZ in ihrem Jahresbericht. Im Durchschnitt der Industrieländer erhöhten sich die Hauspreise demnach um 8,0 Prozent.
Dahinter steckte laut BIZ zum einen die Pandemie selbst. Die Zahl der Hausverkäufe stieg nach einem starken Rückgang Anfang 2020 zum Jahresende und Anfang 2021 deutlich, worin auch veränderte Wohnpräferenzen zum Ausdruck kamen. Viele Haushalte bewerteten aufgrund von Lockdowns und vermehrter Heimarbeit die Kosten eines Pendelns zwischen Wohn- und Arbeitsort neu.
Zum anderen machten es niedrigere Zinsen nicht nur billiger, einen Hauskredit zu bedienen, sie erhöhen auch den Barwert zukünftiger Wohndienstleistungen, was den Wert von Wohneigentum gegenüber der Miete erhöht. Allerdings fiel der Anstieg der Hauspreise in den meisten Ländern deutlich stärker aus, als fundamentale Faktoren wie Zinsen oder Mieten das nahelegten.
So stiegen die Mieten während der Pandemie in den meisten Ländern langsamer, während zugleich Hypothekenzinsen und Anleiherenditen bis Anfang 2021 sanken. "Diese offensichtliche Divergenz zwischen den Hauspreisen und ihren fundamentalen Bestimmungsgrößen könnte die Preise anfälliger für größere Korrekturen in der Zukunft machen, insbesondere wenn die finanziellen Bedingungen weniger günstig werden", warnt die BIZ.
Zu den Ländern mit ungewöhnlich starken Preissteigerungen zählt die BIZ Deutschland. Aus einer Grafik des Jahresberichts geht hervor, dass der Anstieg der deutschen Hauspreise um knapp 7 Prozentpunkte stärker ausfiel als auf Basis historischer Erfahrungen zu erwarten gewesen wäre. In Frankreich betrug diese Differenz rund 6 Punkte, in Italien 1,5 und in Spanien 2 Punkte.
Dass Zentralbanken über den steigenden Wert von Wohnimmobilien die Vermögensungleichheit in der Bevölkerung verstärkten, diesen Vorwurf schließt sich die BIZ nicht vorbehaltlos an. "Vermögensungleichheit ist schwerer zu messen als Einkommensungleichheit", gibt sie zu bedenken. Zumindest in Deutschland und Frankreich hätten die groß angelegten Anleihekäufe in der Finanzkrise die Ungleichheit nicht deutlich gesteigert.
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June 29, 2021 08:00 ET (12:00 GMT)
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