DJ Regierung sieht deutliche Verlangsamung beim Anstieg der Mieten
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung sieht eine deutliche Verlangsamung beim Anstieg der Angebotsmieten. Auch seien in Großstädten aufgrund der erhöhten Neubautätigkeit die Mieten weniger stark gestiegen, heißt es im Bericht der Bundesregierung zur Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, der dem Kabinett am Mittwoch vorgelegt wurde.
"Die Wohnrauminitiative, die Bund, Länder und Kommunen 2018 gestartet haben, zeigt am Markt immer stärker Wirkung. Die beschlossenen Maßnahmen sind umgesetzt oder auf den Weg gebracht und setzen Impulse für den Wohnungsbau, für bezahlbaren Wohnraum, bei den Baukosten und bei der Fachkräftesicherung", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Beim Niveau der Angebotsmieten habe sich der Anstieg "deutlich verlangsamt", was ganz besonders auf Wiedervermietungen und nicht auf Erstvermietungen zuträfe. Bei den Wiedervermietungen seien "zunehmend Tendenzen erkennbar, dass sich der Markt entspannt", so Seibert.
Im Jahr 2020 sind im Jahresvergleich die Mietpreise für wiedervermietete Wohnungen demnach das zweite Jahr in Folge weniger stark gestiegen und erreichten ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber 2019, wo das Plus noch über 5 Prozent betragen hatte. Bei den Erstvermietungen schwächte sich der Anstieg von plus 7,6 Prozent im Jahr 2019 auf plus 5,4 Prozent in vergangenen Jahr ab, erklärte Seibert.
Ziel trotz Anstiegs der Neubauten verfehlt
Auch die Bautätigkeiten haben zugenommen. Hier hat die Bundesregierung allerdings ihr Ziel verpasst, in der aktuellen Wahlperiode 1,5 Millionen an neuen Wohnungen zu bauen. Laut Bundesinnenministerium rechnet man lediglich mit der Fertigstellung von 1,2 Millionen Wohnungen. Dennoch sei die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen eine "stattliche Zahl", erklärte Ministeriumssprecher Steve Alter.
Die Zahl der Baugenehmigungen stieg im vergangenen Jahr auf 368.000 Wohnungen, was im Vergleich zum Jahr 2009, das ein Tiefpunkt in der jüngeren Bauvergangenheit gewesen sei, "eine Verdoppelung" darstellt, betonte Seibert.
Auch sei die Zahl der fertig gestellten Wohnungen seitdem "deutlich gestiegen" und belief sich 2020 auf rund 300.000 Wohnungen. In dieser Legislaturperiode könnten zudem 100.000 zusätzliche Sozialwohnungen geschaffen werden
Bundesbauminister Horst Seehofer ließ über seinen Sprecher Alter mitteilen, "dass keine Bundesregierung zuvor sich diese Ziele so hoch gesteckt hat und im Bereich des Wohnungsbaus, der Bezahlbarkeit des Wohnens und Bauens und auch der Fachkräftesicherung so nachhaltige Erfolge" erzielt habe.
Die Bauindustrie hat in den vergangenen Wohnungen indes wiederholt den Wust an Bauschriften beklagt. Mieterverbände vermissten angesichts des noch immer angespannten Wohnungsmarkts den ausreichenden Bau von preiswerten Wohnungen.
Union will mehr bauen
Der bau- und wohnungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Kai Wegner, erklärte zu dem Bericht, die deutliche Abschwächung beim Anstieg der Angebotsmieten ließe die angespannten Wohnungsmärkte durchatmen.
"Die Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sie sind Motivation und Ansporn zugleich, weiter für mehr neuen und bezahlbaren Wohnraum zu sorgen", sagte Wegner.
Denn nur durch eine Steigerung des Angebots werde man den Wohnungsmarkt nachhaltig wieder ins Gleichgewicht bringen und entspannen.
SPD will befristeten Mietenstopp
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, erklärte zum Wohn- und Immobilienbericht der Bundesregierung, dass Bauen alleine nicht ausreiche. Es sei ein "gutes Zeichen", dass die Mieten in Deutschland nicht mehr so drastisch stiegen, weil wieder mehr in Deutschland gebaut werde.
Allerdings bleibe keine Zeit zum Ausruhen. "Die Lage für Mieterinnen und Mieter in angespannten Wohnungsmärkten ist weiterhin dramatisch. Deshalb brauchen wir dort einen befristeten Mietenstopp, eine echte Atempause, in der noch schneller und mehr gebaut wird. Wir brauchen 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 Sozialwohnungen", erklärte Bartol.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/sha
(END) Dow Jones Newswires
June 30, 2021 09:59 ET (13:59 GMT)
Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc.