DJ EZB/Enria: Es gibt Banken ohne tragfähiges Geschäftsmodell
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chef der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelten Bankenaufsicht, Andrea Enria, hat ein düsteres Bild des Euroraum-Bankensektors gezeichnet. "Die Kapitalkosten sind höher als die Gewinne auf das eingesetzte Kapital, und das schon seit ziemlich langer Zeit - das bedeutet, dass der Bankensektor als Ganzes Kapital verbrennt", sagte Enria beim Banking Sector Industry Meeting der IESE Business School. So eine Situation lasse sich für eine bestimmte Zeit aushalten, aber das könne nicht wenig so weitergehen. "Es kommt der Moment, wo man gar keine Investoren mehr findet", sagte Enria.
Enria zufolge achtet die EZB sehr darauf, dass Institute frisches Kapital aufnehmen können, wenn das nötig ist, was in der aktuellen Lage allerdings sehr schwierig sei. "Ich denke, es muss etwas getan werden. Es gibt Banken, die offen gesagt mittelfristig kein tragfähiges Geschäftsmodell zu haben scheinen", sagte er. Diese Institute müssten unbedingt einen Partner finden oder sich selbst "radikal restrukturieren", um ihre Geschäft neu auszurichten und wieder Rentabilität herzustellen.
"Wir glauben, dass es unsere Pflicht ist, Druck auf die Banken zu machen, damit sie mittelfristig wieder auf einen nachhaltigen Kurs kommen", sagte Enria. Andernfalls gehe es bergab mit ihnen, und am Ende müsse die Aufsicht den Marktaustritt auf eine "wenig vorteilhafte Art" organisieren.
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July 05, 2021 13:22 ET (17:22 GMT)
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