DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland schwächer als erwartet
Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Juli deutlicher als erwartet abgeschwächt. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index der Konjunkturerwartungen sank auf 63,3 (Juni: 79,8) Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf lediglich 75,0 prognostiziert. Der Index der Lagebeurteilung verbesserte sich dagegen deutlicher als erwartet - auf 21,9 (minus 9,1) Punkte. Erwartet worden war ein Stand von 8,0 Punkten.
Schwache Auslandsnachfrage lässt deutsche Orders sinken
Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im Mai unerwartet gesunken - und zwar kräftig. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) gingen die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 3,7 Prozent zurück, während Volkswirte einen Zuwachs von 1,0 Prozent prognostiziert hatten. Besonders schwach war die Nachfrage nach deutschen Erzeugnissen dort, wo sie zuletzt am stärksten gewesen war: Außerhalb des Euroraums, von wo 9,3 Prozent weniger Bestellungen als im April kamen, für Kfz sogar 14,4 Prozent weniger.
Coba: Nachfrage-Boom in deutscher Industrie endet allmählich
Die unerwartet schwachen Zahlen zum deutschen Auftragseingang im Mai deuten nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen darauf hin, dass der Nachfrage-Boom in der deutschen Industrie allmählich endet. Solveen weist darauf hin, dass nicht nur die Nachfrage nach Kfz und Motoren gefallen sei, sondern auch jene nach Erzeugnissen der Metallindustrie. "In den anderen Sektoren gab es im Mai zwar keinen Rückgang der Aufträge, allerdings sind diese in den vergangenen Monaten auch kaum gestiegen", schreibt Solveen in einem Kommentar.
Spanische Industrie steigert Produktion im Mai
Die spanische Industrieproduktion ist im Mai den dritten Monat in Folge gestiegen. Die Industrieproduktion wuchs kalender- und saisonbereinigt um 4,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie Daten des Statistikamtes INE zeigten. Dies ist die höchste Rate seit Juli 2020, als die Produktion um 5,2 Prozent stieg. Im April war die Produktion um 1,2 Prozent gewachsen.
EZB-Rat diskutiert weiter über geldpolitische Strategie - Agentur
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) diskutiert laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg ab Dienstag erneut die offenen Punkte einer neuen geldpolitischen Strategie. Wie die Agentur unter Berufung auf informierte Personen schreibt, sollen die Beratungen am Dienstag mit einem Dinner in Frankfurt beginnen und könnten in den nächsten Tagen so weit gedeihen, dass es noch in dieser Woche zu einer offiziellen Mitteilung kommt.
Commerzbank: Konsum wird wichtigste deutsche Wachstumsstütze
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen erwartet, dass der private Konsum in den nächsten Monaten die wichtigste Stütze des Wirtschaftswachstums in Deutschland sein wird. "Zum einen werden andere Nachfragekomponenten wie die Exporte und die Ausrüstungsinvestitionen noch einige Zeit durch die weltweiten Materialengpässe in der Industrie gebremst, zum anderen hat der private Verbrauch im Vergleich zu der Situation vor Ausbruch der Pandemie am meisten aufzuholen", schreibt Solveen in einem Kommentar. Eine Auflösung unfreiwilliger Ersparnisse braucht es dazu seiner Meinung nach nicht.
Verdi-Chef: Miete ist "der Brotpreis des 21. Jahrhunderts"
Verdi-Chef Frank Werneke hält auf dem Wohnungsmarkt eine stärkere Rekommunalisierung für unabdingbar. "Die Miete ist der Brotpreis des 21. Jahrhunderts; und die Schaffung von Wohneigentum ist für Menschen mit normalen Einkommen praktisch unmöglich", sagte der Gewerkschafter im Interview mit dem Handelsblatt. "Das hat enorme Sprengkraft."
Industrie fordert von der Politik Maßnahmen zu stärkerem Schutz vor Cyberattacken
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts des massiven Hackerangriffs auf die US-Firma Kaseya von der Politik einen besseren Schutz der Unternehmen vor Cyberattacken gefordert. Das Thema habe in der Bundesregierung "nicht die nötige Priorität", kritisierte der BDI. "Noch nie wurde die deutsche Wirtschaft so stark angegriffen wie heute."
Beirat der Bundesregierung rät zu Langfriststrategie zum Stopp der CO2-Emissionen
Nach Überzeugung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) reicht es für den Klimaschutz langfristig nicht aus, den CO2-Ausstoß zu reduzieren - vielmehr muss das Treibhausgas aus der Atmosphäre entfernt werden. In einem Positionspapier empfehlen die Experten, eine Langfriststrategie zum CO2-Ausstoß zu einem Hauptthema der Glasgower Klimakonferenz zu machen.
Kommunen erwirtschaften im Corona-Jahr dank Hilfspaket Überschuss
Die deutschen Kommunen haben im vergangenen Jahr nur dank der umfangreichen Corona-Hilfen von Bund und Ländern einen Überschuss erwirtschaftet. Für die nächsten Jahre sind allerdings hohe Defizite zu erwarten, so das Ergebnis des Kommunalen Finanzreports 2021 der Bertelsmann Stiftung, der alle zwei Jahre erscheint. Bis 2024 drohen kommunale Defizite im Umfang von bundesweit 23 Milliarden Euro, schätzt die Stiftung.
Sloweniens Regierungschef stellt Pläne für EU-Ratspräsidentschaft vor
Der slowenische Regierungschef Janez Jansa hat im Europaparlament die Vorhaben seines Landes für die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft vorgestellt. Als Prioritäten nannte er unter anderem den Kampf gegen das Coronavirus und gegen Cyberattacken sowie einen grünen und digitalen Wandel der Staatengemeinschaft. Die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Slowenien seit dem 1. Juli ist von der Rechtsstaatsdebatte und Vorwürfen gegen Jansa wegen Angriffen auf die Pressefreiheit und Bürgerrechte überschattet.
Israels Regierung scheitert bei Verlängerung von Gesetz zur Staatsbürgerschaft
Israels neue Regierung ist bei einer Abstimmung im Parlament über die Verlängerung eines umstrittenen Gesetzes zur Staatsbürgerschaft gescheitert. 59 der 120 Knesset-Abgeordneten stimmten für eine Verlängerung, 59 dagegen. Damit läuft das Gesetz, das vor allem palästinensischen Ehepartnern von Israelis die israelische Staatsbürgerschaft verweigert, aus. Davon betroffene Palästinenser können nun die Staatsbürgerschaft beantragen - und damit in vielen Fällen auch den Zuzug zu ihren Ehepartnern in Israel.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Mai +4,6% gg Vm, +9,0% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Apr rev -3,9% gg Vm, +23,3% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 06, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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