DJ IfW-Präsident: Engpässe und höhere Preise bei Weihnachtsgeschenken
BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, befürchtet wegen dem aktuellen Stau von Containerschiffen im südchinesischen Meer in diesem Jahr einen Engpass bei den Weihnachtsgeschenken und deutlich höhere Preise. "So kurios das jetzt im Sommer klingt: Die Deutschen müssen sich zu Recht Sorgen um ihre Weihnachtsgeschenke machen. Denn das Weihnachtsgeschäft bahnt sich wegen der langen Vorlaufzeiten schon jetzt an", sagte er zu T-Online.
"China ist für den Gabentisch in deutschen Wohnzimmern der wichtigste Lieferant. Wegen der Lieferengpässe dürften im Dezember die Regale in vielen Geschäften leerer sein als sonst. Und nicht nur das: Wenn es in Asien Lieferprobleme gibt, spüren wir das auch im Preis", sagte Felbermayr. Wenn Güter knapp seien, regle der Markt das über den Preis. Derjenige mit der höchsten Zahlungsbereitschaft bekomme die Ware. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass viele Produkte aus Fernost in den kommenden Monaten deutlich teurer werden", erklärte Felbermayr.
Auch auf die deutsche Wirtschaft insgesamt hätten die Lieferengpässe starke Auswirkungen. Nach IfW-Berechnungen gingen 25 Milliarden Euro oder ein knappes Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung verloren. "In der Industrie ist dieser Anteil noch deutlich höher: Wir erwarten, dass fünf bis sechs Prozent der Industriewertschöpfung wegen der Lieferschwierigkeiten nicht erzielt wird", so der Ökonom. Allerdings verzögerten sich nur viele Aufträge und Einkäufe, die jetzt in der Pipeline seien.
Mit Blick auf die Corona-Pandemie und die ansteckendere Delta-Variante erwartet der Ökonom eine weniger starke Auswirkung auf die Weltwirtschaft wie während der vergangenen Wellen der Pandemie. Wegen der fortgeschrittenen Impfkampagne könnten die Grenzen auch bei deutlich höheren Inzidenzen offengehalten werden und damit der Warenverkehr weiterlaufen.
"Ich rechne deshalb damit, dass wir im Herbst zwar neuerliche Einschränkungen erleben werden. Ich gehe aber nicht davon aus, dass wir uns wieder durch einen harten Lockdown quälen müssen wie im Winter 2020. Für Gastronomen, Hoteliers und den Einzelhandel wird der Schaden deutlich geringer ausfallen", erklärte Felbermayr.
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July 16, 2021 04:02 ET (08:02 GMT)
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