DJ IW: Kauflaune kehrt zurück
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Nachdem durch die Coronavirus-Pandemie der Verbrauch in Deutschland 2020 erheblich gesunken ist, bringen niedrige Inzidenzen und Lockerungen die Bundesbürger nun "wieder in Kauflaune", so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Das zeige eine Studie des Instituts mit The Conference Board, teilte das IW mit. Durch die Pandemie seien im vergangenen Jahr schätzungsweise 150 Milliarden Euro an Konsumausgaben verloren gegangen, und im ersten Quartal 2021 dürften weitere rund 50 Milliarden ausgefallen sein.
Die neue Umfrage lasse aber nun auf Besserung hoffen, so das arbeitgebernahe Forschungsinstitut. Das Verbrauchervertrauen sei von knapp 97 Punkten im ersten Quartal 2021 auf rund 106 Punkte im zweiten Quartal gestiegen. Damit übertreffe es sogar das vor der Corona-Krise im vierten Quartal 2019 erreichte Niveau von 103 Punkten. "Trotz verbleibenden Pandemie-Risiken und steigender Preise scheinen die Verbraucher derzeit weniger verunsichert", folgerten die IW-Ökonomen.
Ein wichtiger Grund für den Konsum-Optimismus sei eine bessere Beschäftigungsperspektive. Fast 50 Prozent der Bundesbürger schätzten diese als positiv ein. Eine weitere Ursache für die steigende Konsumlaune sei die als besser empfundene Finanzlage: Die Zahl der Befragten, die ihre finanzielle Situation als gut einschätzten, stieg laut den Angaben im Vergleich zum Anfang des Jahres um fast 5 Prozentpunkte auf rund 30 Prozent und damit auf einen neuen Höchststand. Besonders in den Einkommensklassen mit hohen Konsumanteilen habe sich das beobachten lassen. Die Neigung zur Neuanschaffung sei ebenfalls gestiegen und erreiche das Niveau von vor der Krise.
Während das Vertrauen nach dem Absturz wieder zurück sei, sähen die IW-Ökonomen "noch gewisse Hindernisse auf der Angebotsseite". Einschränkungen wie Mindestabstände und Teilnehmerbeschränkungen sowie möglicherweise niedrige Impfraten belasteten die Veranstaltungsbranche und die Gastronomie weiterhin. Auch die niedrigeren Produktionskapazitäten der Unternehmen könnten den Nachfrageimpuls wieder eindämmen.
Gleichzeitig bleibe die finanzielle Zurückhaltung bestehen: So wollten 46 Prozent der Bundesbürger ihr Geld weiterhin sparen - vor der Krise lag der Anteil laut IW zwischen 25 und 29 Prozent. "Ob sich der Optimismus der Konsumenten in der zweiten Jahreshälfte so kräftig realisiert wie das Verbrauchervertrauen momentan signalisiert, ist deshalb noch nicht ausgemacht", betonten die Wirtschaftsforscher.
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July 19, 2021 04:40 ET (08:40 GMT)
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