DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Panetta: Überhitzung der Wirtschaft notwendig
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach den Worten von EZB-Direktor Fabio Panetta eine Überhitzung der Wirtschaft zulassen, um ihrem Ziel von 2 Prozent Inflation Glaubwürdigkeit zu verleihen. In einem Interview mit dem Corriere dela Sera zeigte Panetta außerdem Sympathie für eine dauerhafte Aufhebung der europäischen Haushaltsregeln. "In der Vergangenheit hat die Ungeduld der EZB dazu geführt, dass sie die Zinssätze zu früh angehoben hat, was die Inflation übermäßig unter Druck gesetzt und das Wachstum gehemmt hat", sagte Panetta. Es sei also jedem klar, dass es zur Gewährleistung der Preisstabilität notwendig sein könne, die Wirtschaft heiß laufen zu lassen.
Wirtschaftsstimmung im Euroraum hellt sich wie erwartet auf
Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im Juli wie erwartet aufgehellt. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung (Esi) stieg auf 119,0 (Juni: 117,9) Punkte. Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 118,9 gerechnet. Der für die gesamte Europäische Union (EU) berechnete Indikator erhöhte sich auf 118,0 (117,1) Punkte.
Deutsche Inflation offenbar höher als erwartet
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Juli voraussichtlich deutlicher als erwartet gestiegen. Wie Zahlen aus sechs Bundesländern zeigen, erhöhten sie sich auf Monatssicht um 0,8 bis 1,0 Prozent, was die Jahresteuerung auf 3,4 bis 4,3 Prozent klettern ließ. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte prognostizieren für Deutschland (Veröffentlichung 14.00 Uhr) einen monatlichen Preisanstieg von 0,5 Prozent und einen Anstieg der Jahresinflation auf 3,3 (Juni: 2,3) Prozent.
Entwicklung der Mietpreise flacht im zweiten Quartal ab
Die Mietpreise in Deutschland sind laut dem Portal Immoscout 24 im zweiten Quartal nur noch leicht gestiegen. Für Bestandswohnungen stiegen die Preise um 0,8 Prozent und für neu gebaute Wohnungen um 1,5 Prozent, wie Immoscout am Donnerstag mitteilte. Zwischen Januar und April waren die Preise für Bestandswohnungen demnach noch um 1,8 und für Neubauwohnungen um 2,1 Prozent gestiegen.
Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt weitaus stärker als erwartet
Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt hat sich im Juli weitaus deutlicher als erwartet verbessert. Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit (BA) sank die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 91.000, nachdem sie im Juni um revidiert 39.000 (vorläufig: 38.000) zurückgegangen war. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ging auf 5,7 (Juni: 5,9) Prozent zurück. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten lediglich 22.500 weniger Arbeitslose und eine Quote von 5,8 Prozent prognostiziert.
Heil: Arbeitsmarkt kommt in Schwung
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat sich zufrieden mit den jüngsten Arbeitsmarktzahlen gezeigt. "Die Zahlen, die uns aus Nürnberg erreichen, sind sehr erfreulich", erklärte Heil in Berlin. Während die Arbeitslosigkeit normalerweise im Juli saisonbedingt steige, sei die Arbeitslosenquote in diesem Monat gesunken. Auch die Zahl der Menschen, die derzeit in Kurzarbeit sind, sei im Mai zurückgegangen. Positiv sei auch ein Zuwachs an gemeldeten offenen Stellen.
Belgiens BIP steigt im 2. Quartal um 1,4 Prozent
Belgiens Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2021 kräftig gewachsen. Nach Mitteilung der Nationalbank stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 1,4 Prozent und lag um 14,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals. Zudem wurde der vorläufig für das erste Quartal gemeldete BIP-Anstieg von 0,6 Prozent auf 1,1 Prozent revidiert. Im zweiten Quartal erhöhte sich die Wertschöpfung der Industrie um 1,1 Prozent, die der Bauwirtschaft um 0,5 Prozent und die des Dienstleistungssektors um 1,4 Prozent.
China erhöht Ausfuhrzölle auf einige Stahlprodukte
China will die Ausfuhr von Stahlerzeugnissen unattraktiver machen. Wie das Finanzministerium mitteilte, steigen am 1. August die Ausfuhrzölle auf Reinsteisen auf 20 (zuvor: 15) Prozent und die auf Ferrochrom auf 40 (20) Prozent. Zugleich werden Steuernachlässe auf 23 Typen von Stahlerzeugnissen gestrichen. China hat in diesem Jahr bereits die Ausfuhrzölle auf Rohstoffe erhöht, um Preissteigerungen entgegenzuwirken und die Inlandsnachfrage besser zu befriedigen.
Hofreiter: Steuervorteile für große Dienstwagen abbauen
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter dringt auf den Abbau von Steuervorteilen für große Dienstwagen und hohem CO2-Ausstoß. "Schwere Dienstwagen wie SUVs oder Limousinen mit starken Verbrennermotoren sollten keine Steuervorteile mehr genießen" sagte Hofreiter der Rheinischen Post. Statt mit Steuergeld "den Kauf großer Verbrenner-Autos" zu subventionieren, solle besser der Ausbau der Bahn durch zusätzliche Investitionen vorangetrieben werden.
Grüne verlangen 25-Milliarden-Euro-Fonds für Klimavorsorge
Nach der Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands verlangen die Grünen einen 25-Milliarden-Euro-Fonds für Klimavorsorge. Die Katastrophe vor zwei Wochen sei ein Fenster gewesen, "durch das wir auf unsere Zukunft schauen", heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Impulspapier der Partei- und Fraktionsspitze. Darin werden zahlreiche Klimavorsorgemaßnahmen vorgestellt.
Bundespolizei zeichnet alarmierendes Lagebild für Hochwassergebiete
Die Bundespolizei hat der Regierung einen alarmierenden Bericht zur Lage in den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz übermittelt. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung vom Donnerstag wird darin die "Versorgung der Bevölkerung insgesamt als problematisch" bewertet. Viele Betroffene seien "stark traumatisiert" und "die Akzeptanz gegenüber den Einsatzkräften sinkt stetig".
Oberverwaltungsgericht untersagt Rückführung von Flüchtlingen nach Italien
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) des Bundeslands Nordrhein-Westfalen hat die Rücküberstellung von zwei Flüchtlingen nach Italien aus Sorge über die dort für sie herrschenden Lebensbedingungen untersagt. Es bestehe die "ernsthafte Gefahr", dass die Männer aus Somalia und Mali in dem Land über längere Zeit "elementare Bedürfnisse" wie Unterkunft und Verpflegung nicht befriedigen könnten, teilte das Gericht in Münster am Donnerstag mit. (Az. 11 A 1674/20.A und 11 A 1689/20.A)
Biden sagt belarussischer Opposition bei Treffen im Weißen Haus Unterstützung zu
Als Zeichen der Unterstützung für die Oppositionsbewegung in Belarus hat US-Präsident Joe Biden deren Anführerin Swetlana Tichanowskaja im Weißen Haus empfangen. "Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite des Volkes von Belarus bei seinem Streben nach Demokratie und universellen Menschenrechten", erklärte Biden am Mittwoch im Anschluss im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Machtkampf in Tunesien spitzt sich zu - Saïed setzt Entlassungswelle fort
In Tunesien spitzt sich der Machtkampf zwischen Präsident Kaïs Saïed und seinen politischen Gegnern zu: Wenige Tage nach der Entmachtung der Regierung tauschte Saïed die Spitzen weiterer staatlicher Institutionen aus, am Mittwoch entließ er den Chef des staatlichen Fernsehsenders Wataniya. Zugleich kündigte der Staatschef eine Anti-Korruptions-Offensive an, die sich gegen 460 Geschäftsleute richtet. Einflussreiche Nichtregierungsorganisationen forderten die Rückkehr zur parlamentarischen Arbeit.
Erdbeben der Stärke 8,2 vor der Küste Alaskas
Alaska ist von einem Erdbeben der Stärke 8,2 erschüttert worden. Wie die US-Erdbebenwarte USGS meldete, ereignete sich das Beben am Mittwochabend (Ortszeit) etwa 91 Kilometer südöstlich der Stadt Perryville. Es wurde eine Tsunami-Warnung für Südalaska und die Alaska-Halbinsel ausgegeben.
+++ Konjunkturdaten +++
BELGIEN
Juli Verbraucherpreise +2,27% (Juni: +1,63%) gg Vorjahr
GROßBRITANNIEN
Nettokreditvergabe Privathaushalte Juni +18,2 Mrd GBP (Mai: +7,2 Mrd GBP)
Nettokreditvergabe für Konsumzwecke Juni +0,3 Mrd GBP (Mai: +0,4 Mrd GBP)
Nettokreditvergabe für Konsumzwecke Juni PROG: +0,7 Mrd GBP
Nettovergabe Hypothekenkredite Juni +17,9 Mrd GBP (Mai: +6,8 Mrd GBP)
Hypothekenkredit-Zusagen Juni 81.338 (Mai: 86.949)
SCHWEDEN
Juni Arbeitslosenzahl 591.000
Juni Arbeitslosenquote 10,3%
Juni Arbeitslosenquote PROGNOSE: 9,5%
SPANIEN
HVPI Juli +2,9 % gg Vj nach +2,5% im Juni
HVPI Juli PROGNOSE +2,9% gg Vj
DJG/DJN/AFP/hab
(END) Dow Jones Newswires
July 29, 2021 07:30 ET (11:30 GMT)
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