LONDON (dpa-AFX) - Die britische Wirtschaft hat im Frühjahr den Weg zurück auf den Wachstumspfad gefunden und sich kräftig vom schwachen Jahresauftakt erholt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas profitierte vom Ende vieler Corona-Beschränkungen. Im zweiten Quartal sei die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 4,8 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt ONS am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten für die Monate April bis Juni mit dieser Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gerechnet.
Zu Jahresbeginn hatten noch Einschränkungen im Kampf gegen die Pandemie belastet. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 1,6 Prozent. Von den Lockerungen im Frühjahr profitierten vor allem Dienstleister. Bei den Ausgaben der privaten Haushalte meldete die Behörde ein Wachstum von 7,3 Prozent im Quartalsvergleich und damit eine starke Erholung nach dem Einbruch im ersten Quartal.
Wie stark die britische Wirtschaft im Frühjahr gewachsen ist zeigt der internationale Vergleich: In den USA betrug das Wachstum der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal nur 1,6 Prozent, Chinas Wirtschaft wuchs um 1,3 Prozent und in der Eurozone legte das BIP um 2,0 Prozent zu. Allerdings hat die britische Konjunktur einiges aufzuholen, nachdem sie 2020 vergleichsweise stark eingebrochen war.
Auch im Juni erholte sich die britische Wirtschaft schwungvoll vom Corona-Einbruch und wuchs um 1,0 Prozent im Monatsvergleich und damit stärker als erwartet. Anders als in vielen anderen führenden Volkswirtschaften werden in Großbritannien auch monatliche Daten zur Wirtschaftsleistung veröffentlicht.
Zuletzt hatte sich der Internationale Währungsfonds (IWF) Ende Juli optimistischer für die weitere konjunkturelle Entwicklung gezeigt und die Wachstumsprognose deutlich angehoben. Der IWF rechnet 2021 mittlerweile mit einem britischen Wachstum um 7,0 Prozent nachdem zuvor nur eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 5,3 Prozent erwartet worden war.
Einen überraschenden Dämpfer gab es im Juni allerdings bei der Industrieproduktion. Im Monatsvergleich sei die Gesamtherstellung um 0,7 Prozent gefallen, teilte das Statistikamt ebenfalls am Donnerstag mit. Hier hatten Experten einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Analyst Kallum Pickering von der Berenberg Bank verwies auf einen starken Einbruch im Bergbau, der die Gesamtproduktion belastet habe.
Der britische Industriesektor leidet aber auch unter Engpässen und Verzögerungen in den weltweiten Lieferketten, wobei unter anderem ein Mangel an Computerchips belastet. Zuletzt hatten auch andere führende Industriestaaten wie zum Beispiel Deutschland enttäuschende Produktionsdaten gemeldet.
Analystin Ruth Gregory vom britischen Analysehaus Capital Economics sah sich nach der Veröffentlichung der Konjunkturdaten in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die britische Wirtschaft bis Oktober wieder das Vorkrisenniveau aus dem Februar 2020 erreichen könne./jkr/jha/