DJ Wirtschaftsministerium erwartet verstärkte Konjunkturerholung
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland wird sich nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums trotz einer Belastung durch Lieferengpässe fortsetzen. "Im laufenden dritten Quartal dürfte sich die wirtschaftliche Erholung sogar weiter verstärken", erklärte das Ministerium in seinem Monatsbericht. Am aktuellen Rand zeichne sich eine Zweiteilung der deutschen Konjunktur ab: Während die Dienstleistungsbereiche weiter von den Lockerungen der Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen profitierten, werde die Industriekonjunktur durch bestehende Lieferengpässe belastet.
"Die positive Grunddynamik der Gesamtkonjunktur besteht jedoch weiter fort und treibt die wirtschaftliche Erholung voran", betonte das Ministerium. Die Gefahr aufkommender neuer Virusmutationen und ihr Einfluss auf das Infektionsgeschehen stelle allerdings nach wie vor die größte Unwägbarkeit für den weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung dar. Maßgeblich für den sprunghaften Anstieg der Inflationsrate von Juni auf Juli sei ein Basiseffekt aufgrund der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze ein Jahr zuvor gewesen, hieß es weiter. "Zu Beginn des Jahres 2022 dürfte sich die Inflationsrate nach Auslaufen der Sondereffekte aber wieder deutlich verringern", sagte das Wirtschaftsministerium voraus.
Die Produktion in der Industrie sei im Juni erneut rückläufig gewesen, vor allem aufgrund von Lieferengpässen bei Halbleitern in der Automobilindustrie. Im Baugewerbe sei die Bremswirkung von einer Knappheit von Bauholz ausgegangen, die allerdings bald überwunden sein dürfte. "Der Ausblick für die Industriekonjunktur insgesamt bleibt angesichts einer nach wie vor hohen Nachfrage verhalten optimistisch", erklärten die Ökonomen des Wirtschaftsministeriums. Auch die Exportaussichten würden von den Unternehmen weiterhin sehr positiv eingeschätzt. Die Umsätze im Einzelhandel hätten sich im Juni weiter erhöht - der Ausblick auf die kommenden Monate habe sich hingegen angesichts des aktuell wieder zunehmenden Infektionsgeschehens leicht eingetrübt.
Die positive Dynamik am Arbeitsmarkt nach der dritten Pandemiewelle dauere an, und es sei mit einem weiteren deutlichen Rückgang der Kurzarbeit zu rechnen. Anzeichen deutlich verstärkter Unternehmensinsolvenzen aufgrund der Corona-Krise sahen die Ökonomen ausdrücklich nicht. "Trotz der seit Mai wieder vollständig geltenden Anzeigepflicht ist weiterhin keine Insolvenzwelle erkennbar", betonten sie. Im Sommer sei die Zahl der Regelinsolvenzen sogar leicht zurückgegangen. Im weiteren Jahresverlauf sei ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen nach wie vor nicht auszuschließen, "allerdings dürfte dieser - wenn überhaupt - wohl sehr moderat ausfallen".
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August 13, 2021 04:49 ET (08:49 GMT)
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